Fußball-Verbandsliga Württemberg: SV Böblingen verliert auch gegen TSV Berg

Wie kann dieser Trend noch gestoppt werden? Das 0:2 zu Hause gegen den TSV
Berg war die neunte Niederlage im elften Spiel, Fußball-Verbandsligist SV Böblingen
hat sein Hinrunden-Polster endgültig aufgebraucht und grüßt in der Tabelle vom
Rande des Rotlichtbezirks.

„Damit sind wir da, wo wir nicht hinwollten“, räumte Trainer Bernd Gluiber
ein. Und mit Leichenbittermiene: „Spätestens jetzt hat hoffentlich jeder begriffen,
dass wir im Abstiegskampf stecken. Und das bedeutet, dass wir uns wieder als Mannschaft
gegen eine Niederlage stemmen. Das habe ich diesmal etwas vermisst.“
Der Unterschied zwischen Berg und Böblingen:Vor dem Spiel fünf Punkte, jetzt nur
noch zwei. Dazu die mentale Verfassung. Die Gäste aus dem Oberschwäbischen haben
eine recht erfolgreiche Aufholjagd hinter sich und das rettende Ufer wieder in Sicht.
„Wir waren galliger, vielleicht auch ein bisschen ekelhafter, wenn man das so sagen
darf“, brachte es Bergs Co-Trainer Patrick Singrün auf einen Nenner. Im Gegensatz
dazu die SVB, die sich zwar viel vorgenommenhatte, bei der man aber immer den Eindruck
hat, dass bereits leichte Rückschläge ausreichen, um sie aus der Bahn zu werfen.
„Wir strotzen gerade nicht vor Selbstvertrauen“,gab Gluiber zu, „nach so einer
Serie ist das auch kein Wunder.“Bezeichnend dafür die Phase nach dem
Rückstand kurz nach der Pause (48.). Bei einem Rettungsversuch wurde Daniel Knoll
vom eigenen Mitspieler im Gesicht getroffen,der Ball kam wieder nach innen, Battaglia
spitzelte ihn über die Torlinie – 0:1. „Bei Böblingen war danach ein extremer Bruch
festzustellen“, wunderte sich Singrün fast ein wenig. „Wir hatten noch 40 Minuten Zeit
für eine Reaktion, haben aber 25 Minuten gebraucht, um die Köpfe wieder einigermaßen
nach oben zu bekommen“, so der SVB-Coach. „Für den Gegner ist das natürlich
das Signal, dass er sich uns zurechtgelegt hat.“
Verdient war die Berger Führung auf jeden Fall. Denn schon in der Anfangsphase
hatten Battaglia aus 16 Metern und Deutelmoser im Sechzehner das Tor auf dem Fuß.
Die SV Böblingen, kurzfristig ohne den verletzten Simon Hauth, dafür wieder mit
Sascha Raich und Christian Mijic in der Anfangself,dazu Ivan Vargas Müller nach
sechswöchiger Pause zumindest wieder auf der Bank, begann forsch, wurde aber recht
schnell ausgebremst. „Wir haben 20 Minuten benötigt, um ins Spiel zu finden, und bis
dahin hätte es auch schon entschieden sein können“, so Gluiber missmutig.

Kapitän Timo Paetzold hätte den
Spielverlauf fast auf den Kopf gestellt

Dann die große Möglichkeit für seinen Kapitän: Timo Paetzold stand nach einer
„Hohlen“ der Berger allein vor dem Tor,zwirbelte den Ball aber am Dreieck vorbei.
„Damit hätten wir den Spielverlauf auf den Kopf stellen können“ (Gluiber). Hinter seinen
Kopfball brachte Raich zu wenig Druck, so dass TSV-Keeper Willibald problemlos
klären konnte, ehe auch Mijic aus 16 Metern an Willibald scheiterte und Nicolai
Dittrich in aussichtsreicher Position das Risiko scheute. Nach Chancen stand es also
fast wieder pari, bis Battaglia kurz vor der Pause einen Freistoß über die Mauer an die
Querlatte lupfte. Ben Brenken zwischen den Pfosten wäre nie und nimmer herangekommen.
„Das Umschaltspiel von Berg war sehr effektiv, die Pässe in
die Tiefe haben uns wehgetan“, erkannte Gluiber beim Pausengang.
Das frühe Stören bei seiner Mannschaft funktioniert nur, wenn auch
alle mitmachen.Wenn nicht, wird’s hinten gefährlich.Das 0:1 war also
fast überfällig, danach beschworen die Berger viele brenzlige Situationen am
und im SVB-Sechzehner herauf. „Wir hätten das zweite Tor machen müssen“,
haderte ihr Co-Trainer Patrick Singrün. So aber war Böblingen plötzlich wieder im
Spiel. Erst hatte Steffen Lauser nach einer Flanke von Vargas Müller Pech,
dass sein Kopfball knapp vorbeiging (66.), dann traf wieder Lauser am Elfmeterpunkt
nach einer Kopfballvorlage von Schragner den Ball nicht richtig.
Böblingens spielender Co-Trainer hätte noch zum Matchwinner werden können.
So aber machten die Gäste in der 88. Minute durch David Brielmayer
alles klar. Ein sauber herausgespielter Konter, mustergültig abgeschlossen.
„Wir müssen schnell wieder Charakterstärke zeigen, um Spiele zu gewinnen“,
weiß Bernd Gluiber, was die Stunde geschlagen hat.Am Freitagabend geht’s zum so gut wie
abgestiegenen VfL Nagold – wenn die SVB auch dort nicht gewinnt, wird’s immer
brenzliger. „Hoffentlich ist Timo Paetzold wieder dabei“, so Gluiber in Richtung seines
Kapitäns, der mit einer Gesäßmuskelzerrung nur mit Schmerzen auflief und zur Pause in
der Kabine blieb, „wir brauchen ihn“. Genau wie alle anderen in der momentan arg
vertrackten Lage.