SV Böblingen muss sich gegen Ofterdingen trotz zweimaliger Führung mit gerechtem 2:2 begnügen

Es gab schon bedeutend schlechtere Spiele in der Fußball-Landesliga, Staffel III. “Ordentlich”, so die dagegen eher reservierte Einschätzung von Böblingens Trainer Thomas Siegmund nach dem 2:2 gegen den TSV Ofterdingen. Dabei war unschwer herauszuhören, dass er lieber gewonnen hätte.

“Immerhin sind wir jetzt seit sieben Spielen ungeschlagen”, so Siegmund. Die Serie hielt also auch gegen den Aufsteiger, den der SVB-Coach als “unseren bislang stärksten Gegner” bezeichnete.

Damit lag er sicherlich richtig. Ofterdinger hatte vor allem in der ersten Hälfte viel mehr Ballbesitz, überzeugte durch eine gute Spielanlage und -kontrolle. “Wir wollen nicht nur mit Mann und Maus verteidigen”, erklärte TSV-Trainer Bernd Bauer, “wir wollen Fußball spielen.” Und davon ließ sich seine Mannschaft auch nach dem frühen 0:1 nicht abbringen. Eine Ecke von Mahmoud Manna segelte durch den Fünfmeterraum, Kapitän Fabian Schragner war mit dem Kopf dran – 1:0 (13.). “Die sind richtig gefährlich”, so Bauer über die Böblinger Standards, “und deshalb kann man sie auch nicht alle verteidigen.”

Nach 21 Minuten schien die Gefahr am Böblinger Sechzehner schon bereinigt, doch die keinen Ball aufgebenden Ofterdinger fuhren Philip Kalmbach noch mal in die Parade, über Umwege landete die Kugel bei Kevin Schneider – 1:1. “Glücklich”, räumte Bauer nach gleich “zwei Pingpong-Situationen” ein. Böblingen – ohne Daniel Knoll, Daniel Buscaglia (beide krank) und Mert Kizilagil (Bauchmuskelzerrung) angetreten – bekam in der Folge keinen Zugriff mehr aufs Spiel. “Wir haben keinen Druck auf den Ball ausgeübt, sind die meiste Zeit nur hinterhergelaufen”, gefiel Thomas Siegmund diese Phase überhaupt nicht. Seine Angreifer wurden oft gedoppelt, konnten sich dadurch nicht wie sonst in Szene setzen, dafür stand immer öfters Torhüter Jens Wolf unfreiwillig im Blickpunkt.
Sascha Raichs 2:1-Führungstor ist ein Kabinettstückchen vom Feinsten

Bis sich kurz vor der Pause doch noch drei Möglichkeiten ergaben. Ein Kopfball von André Esteves war zu hoch angesetzt, Sascha Raich hinter ihm wäre wahrscheinlich besser postiert gewesen, einen Freistoß des wie immer fleißig Kilometer machenden Besim Ramadani ließ Ofterdingens Keeper Beuter nach vorne abprallen, ehe ein Kopfball von Fabian Schragner genau in seinen Armen landete.

Gleich nach dem Wechsel der Höhepunkt des Spiels: Sascha Raich nahm eine halbhohe Vorlage von Daniel Mägerle mit der Brust an, drehte sich blitzschnell, zog sofort ab – und versenkte den Ball links unten (48.). Ein fußballerischer Leckerbissen. “Super gemacht”, zollte auch Ofterdingens Trainer Bernd Bauer der Ausführung den gebührenden Respekt. Die Partie war jetzt viel offener als im ersten Durchgang. Ein völlig missglückter Abschlag von Jens Wolf landete genau beim Gegner, doch er machte diesen Lapsus gegen den frei vor ihm auftauchenden Kevin Schneider wieder wett. Einen Tick zu spät dran war er dafür nach 77 Minuten: Die Abstände in der Böblinger Viererkette waren zu groß, Tim Löffler enteilte nach einem langen Pass und spitzelte den Ball an Wolf vorbei zum 2:2 ins Tor. “Ich hatte immer das Gefühl, dass hier noch etwas für uns zu holen ist”, freute sich Bauer ausgelassen. Nicht so froh schaute sein Gegenüber drein: “Wir haben zweimal eine Führung wieder hergegeben und bei den Gegentoren durch individuelle Fehler mitgeholfen.”

Fast hätte es aber noch ein Happy End gegeben. Doch in der Nachspielzeit fischte TSV-Keeper Beuter mit seiner besten Tat einen Schuss von Marc Hetzel aus dem Winkel. “Vielleicht ein gerechtes Ergebnis”, erkannte Thomas Siegmund damit auch die Leistung der Ofterdinger an. Was dieses 2:2 wert ist? Der Sieger hätte Platz zwei übernommen, den belegt aktuell Absteiger SV Zimmern. Mit allerdings schon acht Punkten auf Tabellenführer VfL Nagold, der einsam seine Runden dreht. Einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Böblinger Perspektiven gab’s dennoch – von Ofterdingens Trainer Bernd Bauer. “Mittelfristig wird die SVB sicher wieder aufsteigen wollen. Mit ihren Stürmern und den beiden Bäumen in der Abwehr (Anm. d. Red.: Gemeint waren Fabian Schragner und Philip Kalmbach) ist sie auch gut besetzt.” Da hellte sich dann auch die Miene von Thomas Siegmund wieder auf, der allerdings seiner bescheidenen Linie treu bleibt: “Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess.” Und den will er auch nicht an der Tabelle festmachen.

SV Böblingen: Wolf, Kalmbach, Djordjevic (67. Jurkic), Mägerle, Hornung (90. Siegmund), Schragner, Esteves (86. Kasapi), Ramadani, Raich, Hetzel, Manna. Tore: 1:0 (13.) Schragner, 1:1 (21.) Schneider, 2:1 (48.) Raich, 2:2 (77.) Löffler. Schiedsrichter: Salver (Stuttgart). Zuschauer: 150.
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