Auch in dieser Höheverdienter 6:0-Derby-Sieg gegen überweite Strecken überforderte Darmsheimer
Klare Ansage: Mit einem in dieser Höhe nicht unbedingt erwarteten 6:0-Erfolgim Derby gegen den TV Darmsheim feierte die SV Böblingen am späten Freitagabend die Herbstmeisterschaft in der Fußball-Landesliga,StaffelIII. Beeindruckender als dieser eigentlich wertlose Titel war aber die Vorstellung an sich. „Die beste erste Halbzeit, seitdem ich hier Trainer bin“, ließ SVB-Trainer Thomas Siegmund auf die Schnelle die vergangenen zwei Jahr Revue passieren. Und auch sein Gegenüber Wolfgang Buck sparte nicht mit Lob für den Spitzenreiter: „Das war schon extrem gut, was Böblingen hier gezeigt hat. Ich muss ehrlich zugeben, dass der Gegner mindestens eine Klasse stärker war als wir.“ Natürlich kam der SVB ihr Kunstrasen entgegen. Mit ihrem technisch sauberen, schnellen Spiel war sie dem Aufsteiger fast immer eine Nasenlänge voraus. „Auf einem eher holprigen Platz hätte es vielleicht anders ausgesehen“, meinte auch Wolfgang Buck, wollte diesen Umstand allein als Ursache aber nicht gelten lassen. „In der vergangenen Bezirksliga-Saison haben wir alle Spiele auf Kunstrasen gewonnen.“ Böblingen war von Beginn an die tonangebende Mannschaft, ließ den Ball und damit auch den Gegner wie am Schnürchen laufen. Nach fünf Minuten riss Daniel Fredel mit seinem Schnittstellenpass die komplette Darmsheimer Abwehr auseinander, Dejan Djordjevic brauchte fast nur noch den Fuß hinzuhalten – 1:0. „Dieser frühe Rückstand hätte nicht passieren dürfen“, haderte Buck. Wenig später waren sich TVD-Keeper Alexander Dieterle und Oliver Schroth bei einem langen Pass der SVB uneins, Sascha Raich spritzte dazwischen, wurde gefoult – Elfmeter. Eigentlich eine sichere Angelegenheit für Daniel Knoll, doch Dieterle roch den Braten und fischte den Ball links unten aus dem Eck. Das hätte schon das 2:0 nach zwölf Minuten sein können, 180 Sekunden später fiel es doch. Eine flache und scharfe Hereingabe von Max Frölich fälschte Nadir Mari unhaltbar für Dieterle ab – 2:0. „Dieses von Böblingen vorgelegte Tempo hat uns doch etwas überrascht“, räumte Wolfgang Buck ein. Seine Mannschaft tauchte allenfalls sporadisch in der gegnerischen Hälfte auf, nur mit viel gutem Willen konnte man die zwei, drei Situationen im SVB-Sechzehner als Torchancen bezeichnen. Erst verstoppte Florian Eipper den Ball, dann war eine Flanke von Noel Hellmann zu hoch für Dennis Roth, ehe Daniel Fredel vor Eipper auf Kosten einer Ecke rettete. „Da waren wir ganz gut im Spiel“, hatte Buck sicher Recht, die Torgefahr ging seinen Mannen aber völlig ab. Pausenfazit von Thomas Siegmund: „Die Ruhe, Klarheit und die Tempowechsel waren beeindruckend.“ Um dann sogar Daniel Knoll noch eine „Weltklasseleistung“ zu bescheinigen. Zweigle verpasst das Anschlusstor, danach klingelt’s im Sauseschritt Nach rund einer Stunde hätte die Partie doch noch einmal spannend werden können, als Simon Zweigle völlig frei zum Kopfball kam, das SVB-Tor aber deutlich verfehlte. „Und im Gegenzug kassieren wir den dritten Treffer“, ärgerte sich Buck. Marc Hetzel ging auf der rechten Außenbahn ab wie Schnitzel, seine Flanke verwertete Raich im zweiten Versuch – 3:0. „Danach haben wir uns zum Teil richtig dämlich angestellt“, hätte es der Darmsheimer Trainer lieber gesehen, seine Mannschaft hätte sich darauf beschränkt, den Schaden zu begrenzen. Tat
sie aber nicht. Die Gäste spielten weiter munter mit, kamen hinten aber kaum noch in den Zweikampf. Nach einem blitzschnell vorgetragenen SVB-Konter über Knoll, den eingewechselten Tim Kühnel und Raich lag der Ball wieder im Netz, doch der Linienrichter entschied auf Abseits. Böblingen hatte aber weiter richtig Lust aufs Toreschießen. Abdoul Goffar Tchagbele legte auf für Max Frölich, der traf flach ins Eck – 4:0 (68.). Dann stibitzte Kühnel den Darmsheimern den Ball, umkurvte den jetzt fast schon bedauernswerten Dieterle – 5:0 (70.). Ehe Marc Hetzel einen Rückpass von Cedric Hornung humorlos ins lange Eck drosch – 6:0 (75.). Das einzige, was den Gästen jetzt noch hätte helfen können, wäre der Ausfall des Flutlichts gewesen, was in der Vergangenheit schon vorkam, zuletzt am Sonntag beim Spiel der B-Junioren. „Deshalb haben wir diese Woche extra noch einmal eine Elektro-Firma beauftragt, danach zu schauen“, versicherte Klaus Elsässer vom Sportamt der Stadt, „da passiert nix.“
„Ein bitteres Ergebnis für uns, aber selbst in der Höhe verdient“, gab Wolfgang Buck hinterher zu, „wir hätten ja sogar noch ein siebtes oder achtes Tor kassieren können.“ Und mit Blick auf die ihren Derby-Sieg feiernden Böblinger: „Das ist schon eine andere Liga, wenn ich mir das Tempo anschaue, das der Gegner vorlegt. Und dazu noch solche Spieler wie Kühnel oder Tchagbele von der Bank bringen kann.“ Einzig positive Erkenntnis für ihn: „Wir müssen auch aus so einem Spiel etwas für uns mitnehmen.“ Im letzten Spieldes Jahres geht’s am Sonntag gegen Holzhausen Trainerkollege Siegmund konnte es sich in der Schlussphase sogar erlauben, mit Sascha Raich, Daniel Knoll und Fabian Schragner seine komplette Achse vorzeitig vom Feld zu holen. Allerdings auch aus gutem Grund. „Sascha Raich hatte nach einem nicht selbst verschuldeten Autounfall
nicht trainiert, sein Einsatz war wegen eines Schleudertraumas sogar fraglich. Fabian Schragner plagt sich mit Knieschmerzen, und Daniel Knoll hat einen Tritt in die Ferse abbekommen.“ Schonung war nach dem 6:0 also angesagt – schließlich will die SVB im letzten Spiel des Jahres gegen Verfolger Holzhausen die Weichen erst recht Richtung Verbandsliga-Aufstieg stellen.