Dritte Niederlage im vierten Spiel des neuen Jahres: Ohne vier Stammspieler war
für die chancenlose SV Böblingen gegen den TSV Essingen, einer von nur noch drei
Aufstiegsaspiranten in der Fußball-Verbandsliga Württemberg, nicht
viel mehr zu holen als eine zumindest vom Ergebnis her achtbare 0:2-Niederlage.
Beste aus Böblinger Sicht passierte vor Spielbeginn: Die alten Fußballrecken
Horst Wiedenhorn und Gerhard Müller überreichten SVB-Spielleiter Oskar
Friedrich eine 400-Euro-Spende als Erlös des Oldie-Sport-Treffs,
der Großteil davon geht an die Jugend, und Betreuer Klaus
Rühland erhielt ein Trikot samt Blumensträußchen als nachträgliches
Geschenk für seinen 70. Geburtstag.
Danach war von Böblingen nicht mehr viel zu sehen. Essingen war eine ganz
andere Hausnummer als zuletzt der Vorletzte TSG Balingen II, das 5:0 dort war
nicht automatisch auch ein Freifahrschein gegen den Titelaspiranten. „Essingen war
uns in allen Belangen überlegen“, räumte Trainer Bernd Gluiber ein. „Wir sind nie in
den Rhythmus und auch nie in die gefährliche Zone gekommen.“ Wie auch ohne
kompletten Sturm? Die optimistische Prognose,eine schlagkräftige Elf auf den
Kunstrasen schicken zu können, war vor dem Anpfiff Makulatur. Christian Mijic
(Muskelverhärtung) probierte es 45 Minuten lang mehr schlecht als recht, Sascha Raich
(schmerzhafte Kapselverletzung) kam über ein kurzes Aufwärmen nicht hinaus, Ivan
Vargas Müller fehlt sowieso schon seit Wochen, und auch sein Vertreter Nicolai
Ditterich, der sich zuletzt immer besser in die Aufgabe hineingekämpft hatte, war
nicht dabei. „Komplett wäre es sicher ein interessanteres Spiel geworden“, so Gluiber.
Wenn einem aber personell Grenzen gesetzt sind, muss man die Erwartungen nach unten
schrauben.
Böblingen hatte alle Hände voll zu tun,um den Gegner einigermaßen weg vom eigenen
Tor zu halten. Was schwer genug fiel,weil auch noch Fabian Schragner mit Grippe
nur auf der Bank saß. „Zuletzt hat er uns den Laden zusammengehalten“, bedauerte
Gluiber. Die Essinger standen hinten kompakt,waren im Spiel nach vorne ballsicher
und setzten vor allem ihre Außen klasse ein.Dass es bis zur 36. Minute noch 0:0 stand,
hatte die SVB ihrem Torwart Ben Brenken zu verdanken, der einige Male goldrichtig
stand, und dem Glück, als eine Eckballverlängerung an den Außenpfosten klatschte.
Dann war’s soweit: Als Fabian Czaker Simon Hauth auf wenig vornehme Art den
Ball abluchste, hätte man getrost auch Freistoß pfeifen können. Und während die
Böblinger noch fragend Richtung Schiedsrichter schauten, zirkelte der Essinger Winterneuzugang
den Ball gekonnt in den Winkel (35.). Nach dem Abgang von Torjäger
Bastian Heidenfelder in die Geschäftsführungvon Zweitligist 1. FC Heidenheim war
Czaker als Ersatz aus Ilshofen gekommen – und fährt seither drei, vier Mal die Woche
jeweils eine Stunde hin und zurück. Auch das Ausdruck für die ungleichen Voraussetzungen,
mit denen beide Vereine im württembergischen Oberhaus an den Start gehen.
Noch vor der Pause hätte schon alles klarsein können: Faruk Korkmaz foulte im
Sechzehner Daniel Eisenbeiß, doch Stani Bergheim setzte den Elfer fast schon aufreizend
lässig am Pfosten vorbei. Ein Wendepunkt in diesem Spiel war das allerdings
nicht. Mit zwei Distanzschüssen sorgten Marcel Dann und Daniel Knoll gleich nach
dem Wechsel für einen Hauch von Gefahr vor dem Essinger Tor, danach kam nichts
mehr. Auch die Hoffnung auf den einen Geniestreich oder den unwiderstehlichen
Standard durch die Einwechslung von Co-Trainer Steffen Lauser verpuffte wirkungslos,
für den früheren Profi scheint die Saison fußballerisch nach seiner schwere Erkrankung
ein verlorenes Jahr zu sein.Böblingen sollte schnell auf den Modus „Abstiegskampf“
umschalten.Eine Viertelstunde vor Schluss ließ sich der für Mijic eingewechselte
Tim Kühnel die Kugel abjagen, erneut Czaker behielt allein
vor Brenken die nötige Ruhe – 0:2. „Irgendwann müssen auch unsere jungen Spieler
dazulernen“, ärgerte den SVB-Trainer vor allem die Entstehung des zweiten Tores, mit
dem seine Mannschaft am Ende aber noch gut bedient war. Womit die Abstiegszone ein
Stück näher gerückt ist. Noch beträgt das Polster fünf Punkte, doch angesichts des
Tempos, mit dem sich manche Kellerkinder nach oben arbeiten, kann das ganz schnell
aufgebraucht sein. Besser, die SV Böblingen freundet sich langsam mit der Situation an,
dass das ein knüppelhartes letztes Saisondrittel wird, in dem es auf jedes Pünktchen
ankommt, auch wenn sich das im alten Jahr kaum einer vorstellen konnte. Nicht dass
hinterher einer sagt, er hätte die Gefahr nicht kommen sehen.
SV Böblingen: Brenken (1,5), Dann (3/68. Lauser
3), Primorac (3), Toth (2,5), Mijic (2,5/46. Kühnel
3), Paetzold (2), Korkmaz (2,5/80. Scheele), Pfeiffer
(2,5), Knoll (2), Hauth (3), Stehle (2,5).
Tore: 0:1 (36.) Czaker, 0:2 (75.) Czaker.
Schiedsrichter: Bauer (Schorndorf).
Zuschauer: 220.
Besonderes Vorkommnis: Bergheim (40./Essingen)
schießt Foulelfmeter am Tor vorbei.
Bewertung: 1 = starke Leistung, 2 = Licht uBewertung: 1 = starke Leistung, 2 = Licht und
Schatten, 3 = schlechter Tag.