Pascal Stenzel vom VfB Stuttgart war am Mittwochabend auf dem Kunstrasen im Silberweg bei der SV Böblingen zu Gast. Gemeinsam mit VfB-Athletiktrainer Pierre Gomez absolvierten die Frauen und U17-Juniorinnen eine Trainingseinheit.

Böblingen – Als Pascal Stenzel am Mittwochabend auf dem Kunstrasenplatz der SV Böblingen ankommt, steckt ihm das Testspiel gegen den SV Sandhausen tief in den Knochen und im Kopf. Am liebsten möchte er gar nicht darüber reden. Mit 1:4 hat der VfB Stuttgart in nur 70 (statt üblicherweise 90) Minuten gegen den Zweitligisten verloren.

Eine schwierige Phase für den Abwehrspieler

Das Ergebnis sei natürlich alles andere als zufriedenstellend, sagt er, sollte allerdings auch nicht überbewertet werden. Schließlich war es nur ein Testspiel. Das wurde genutzt, um ein paar Dinge auszuprobieren. „In erster Linie geht es sowieso darum, dass wir im Rhythmus bleiben“, betont Stenzel. Das ist gerade auch für den 25-Jährigen sehr wichtig, der in dieser Spielzeit bislang kaum zum Zug gekommen war, bisher in der Liga nur 36 Minuten auf dem Platz stand. Eine neue Situation für den Abwehrspieler. „Ich glaube aber, dass man an schwierigen Situationen wächst. Das muss ich mir immer wieder in den Kopf hämmern“, betont er. „Harte Arbeit wird immer belohnt.“ Da tut ein solcher Abendtermin bei der Frauenfußballabteilung der SV Böblingen vielleicht auch als Ablenkung mal ganz gut.

Kein Verständnis für Missachtung des Frauenfußballs

Bisher kannte Pascal Stenzel Böblingen nur vom Vorbeifahren. Auf dem Weg nach Freiburg, vor zwei Jahren wechselte er vom SC zum VfB, kommt er auf der Autobahn regelmäßig an der Stadt vorbei. „Dann sehe ich immer das Breuningerland“, erzählt er. Die SVB hatte den VfB-Profi eingeladen, sich auch mal abseits des Verkehrs ein Bild von der Stadt zu machen, organisierte ein Treffen mit der Frauenmannschaft und den U17-Juniorinnen. „Ich habe sofort zugesagt, als die Anfrage kam“, sagt er. „Ich finde es super, den Fokus mal etwas zu verändern.“ Die Diskussion, die häufig rund um das Thema Frauenfußball entsteht, kann er nicht verstehen. „Mädchen investieren in ihren Sport doch genauso viel wie Jungs“, sagt er. Wichtig sei die Leistung auf dem Platz, wenn man dort alles gibt, müsse das genauso honoriert werden wie alles andere auch. „Da geht es auch um Wertschätzung. Die kommt leider oft zu kurz.“

Vorbilder sind für junge Menschen wichtig

Möglichgemacht hatte das Treffen die AOK Stuttgart-Böblingen als neuer Kooperationspartner der SV Böblingen. „Wir freuen uns sehr darüber. Das ist richtig cool“, betont Alexander U. Kayser, Vorstandsmitglied der SVB. Das zeige, dass sich der Verein weiter auf dem richtigen Weg befindet, dass etwas entstehen soll. „Wir wollen wieder ein Verein für alle sein – Frauen, Männer, Mädchen, Jungs“, sagt er. Dass sei in den letzten Jahren alles etwas zu kurz gekommen. „Es ist toll, dass auch der VfB sein Herz für den Frauenfußball entdeckt hat“, ergänzt Sven Busch, Geschäftsführer der AOK Stuttgart-Böblingen. „Wir freuen uns über jedes Kind, das im Verein Sport macht. Bewegung ist wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit. Im Verein lernen sie, was Gemeinschaft heißt, mit Niederlagen umzugehen und bekommen Selbstvertrauen.“

Um mehr Kinder in die Vereine zu bekommen, können solche Kooperationen zielführend sein. „Der VfB Stuttgart ist hier in der Region ein starker Partner, wir als AOK sind es auch, und zwei starke Partner können gemeinsam viel erreichen“, denkt Busch. „Die Frauen und Mädchen werden von diesem Abend vieles mitnehmen“, sagt er, „auch vieles, was schon mal andere gesagt haben, doch es bleibt noch mal besser hängen, wenn es aus dem Mund eines Vorbilds kommt.“ Denn es wurde am Mittwochabend auf dem Kunstrasen im Silberweg nicht nur geredet, sondern auch trainiert. Gemeinsam mit Pascal Stenzel war auch Pierre Gomez, der Athletiktrainer der U16 des VfB nach Böblingen gekommen, um eine Einheit mit den beiden Mannschaften zu absolvieren. Gemeinsam arbeiteten sie an der Schnelligkeit der Spielerinnen. „Es ist nicht schlimm, wenn die Übungen beim ersten Mal nicht gleich perfekt klappen“, erklärt Gomez, „es ist alles eine Sache der Wiederholung und dauert, bis es richtig drin ist.“ Das weiß auch Fußballprofi Pascal Stenzel.

Alles eine Sache der Wiederholung

Beim täglichen Training geht es darum, Abläufe immer wieder zu verinnerlichen, um sie im Spiel perfekt abrufen zu können. Das kann auch ermüdend und anstrengend sein. „Es ist jedoch wichtig, dass die Motivation auf dem Platz von einem selber kommt“, erklärt er den Spielerinnen, wenn es darauf ankommt, immer mit dem Kopf bei der Sache zu sein. Doch auch Pausen sind wichtig. Deshalb genießt der 25-Jährige jetzt erst einmal ein paar freie Tage, bevor es in der nächsten Woche mit dem Liga-Alltag weitergeht. „Da kann man es sich auch mal gut gehen lassen“, sagt er und grinst.

Quelle: krzbb.de, 08.10.2021