Grafenauer Revanche an Böblingen – 5:3
Fußball-Relegation: SGM kann den Abstieg aus der Regionenliga verhindern und rächt sich für die Niederlage im Bezirkspokal – Herrenberginnen machen Aufstieg in die Verbandsliga perfekt
Pure Freude auf der einen Seite, tiefe Enttäuschung auf der anderen: Im letzten Relegationsspiel rettete sich die SGM Grafenau/Weil der Stadt mit einem verdienten 5:3 (2:1)-Sieg über den Bezirksliga-Zweiten SV Böblingen und hat damit den Klassenerhalt in der Regionenliga geschafft.
KREIS BÖBLINGEN. Kaum hatte Schiedsrichter-Obmann Kurt-Heinz Kuhbier, der für einen erkrankten Kollegen eingesprungen war, die Partie auf dem Dätzinger Rasen abgepfiffen, da lagen sich die Grafenauerinnen freudestrahlend und mit feuchten Augen in den Armen. Dank einer überzeugenden Leistung war die Mannschaft von Trainer Marius Lurk in einem umkämpften Relegationsspiel als Sieger hervorgegangen und hatte sich damit bei den Böblingerinnen für die Schmach im Bezirkspokalfinale revanchiert, das die SGM 1:4 verloren hatte.
Beide Mannschaften legten von Beginn an ein hohes Tempo vor, wobei Böblingen den besseren Start erwischte. Celine Kröger setzte mit ihrer ersten Aktion gleich ein Ausrufezeichen. Ihr Weitschuss verfehlte das Gehäuse allerdings ebenso wie der Schuss von Hanna Ragg kurze Zeit später. In der 17. Minute hatte sich Kröger auf ihrer Außenbahn erneut durchgesetzt und brachte Nadine Kaufmann im SGM-Tor in schwere Bedrängnis. Die machte sich lang und war sogar noch am Ball dran, konnte aber nicht verhindern, dass SVB-Spielertrainerin Miriam Schreiber die Kugel vollends über die Linie drückte – 0:1. Böblingen machte weiter Druck, von dem sich die Grafenauerinnen allerdings befreien konnten. Ein schöner Pass von Melanie Kottmair landete bei Klarissa Schmidt. Die hielt drauf, doch der Winkel war zu spitz. Ähnlich auch der Konter kurze Zeit später: Nach einem Pass von Anna Krämer war Schmidt noch dran, doch ihr Schuss verfehlte das Ziel. In der 33. Minute wurde Grafenau jedoch für die Mühen belohnt. Nach einer Ecke war Jasmin Groß zur Stelle – 1:1.
Kurz vor der Halbzeitpause wurde es nochmal spannend. Erst hätte Celine Kröger mit einer Ecke beinahe die Führung erzielt, ehe sie anschließend einen Angriff über das gesamte Spielfeld abschloss. Doch den Schuss parierte Nadine Kaufmann im SGM-Gehäuse ebenso fehlerfrei wie den folgenden von Rena Fischer. “Wenn wir unsere Chancen nicht nutzen, dürfen wir uns nicht beschweren”, sang SVB-Spielertrainerin Miriam Schreiber ein altbekanntes Lied. “Das ist einfach unser Problem”, zuckte sie mit den Schultern. Auf der anderen Seite sorgte erneut Jasmin Groß für Wirbel. Bei einer Hereingabe stand sie quasi erst im Weg, um den Ball dann an den Außenpfosten zu setzen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte sorgte dann Yvonne Wurmbrand für die knappe Pausenführung der SGM, nachdem sie den Ball nach einem Pass in die Mitte ins obere rechte Eck zirkelte.
Marius Lurk hatte seine Mannschaft in der Pause trotz Führung etwas zurechtgestutzt. “Ich war sauer mit den Mädels, weil sie nicht das gemacht haben, was besprochen war”, so der Trainer, der bereits nach 20 Minuten alle drei Auswechselspielerinnen zum Warmmachen geschickt hatte. Auch im zweiten Durchgang musste er sich erstmal die Haare raufen, als Celine Kröger neun Minuten nach Wiederanpfiff ihre ganze Schnelligkeit ausspielte, kurzen Prozess machte und zum 2:2-Ausgleich traf. “So nicht”, musste sich SGM-Angreiferin Jasmin Gross gedacht haben, denn mit einem schönen Lupfer über SVB-Torhüterin Nancy Obst, die in einem Gianluigi-Buffon-Trikot aufgelaufen war, stellte sie den alten Abstand wieder her. Nun war eindeutig Grafenau die bestimmende Mannschaft, was sich auch am Spielstand bemerkbar machte. Kim Agresz, die gerade erst vier Minuten zuvor eingewechselt worden war, erzielte in der 63. Minute das vorentscheidende 4:2. Ein langer Pass von Klarissa Schmidt war bei Jasmin Gross gelandet, und Kim Agresz vollendete.
Die ohnehin schon körperbetonte Partie nahm nun weiter Fahrt auf, was für Böblingens Bpüsra Ceylan allerdings mit der Gelb-Roten Karte endete. “Das Foul war reiner Frust”, so Kuhbier über die zweite Aktion der SVB-Spielerin. Somit war Böblingen in den letzten 20 Minuten in Unterzahl. “Da hat man halt auch die Spiele gemerkt, die uns in den Knochen stecken, und dass einige angeschlagen in die Partie gegangen sind”, erklärte Miriam Schreiber, die selbst wegen Achillessehnen-Problemen rausmusste. Allerdings erkannte sie auch neidlos an: “Grafenau hat das heute gut gemacht.” Und genau diese Beschreibung trifft auf den Freistoß zu, den Yvonne Wurmbrand in der 82. Minute zum 5:2 versenkte. Freudestrahlend lief sie danach zu ihrer Schwester Nadine, die kurz zuvor ausgewechselt worden war und gestern ihr letztes Spiel für die SGM bestritten hatte. Nun war die Partie gelaufen. Oder doch nicht? Drei Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit setzte sich Celine Kröger erneut außen durch und legte quer auf Hanna Ragg, die zum 3:5-Endstand verkürzte.
“Im zweiten Durchgang war’s richtig gut. Wir haben im Vergleich zum Pokalspiel mehr mit Diagonalbällen gearbeitet und vor allem die Zweikämpfe gewonnen”, war SGM-Trainer Marius Lurk zufrieden und stolz auf seine Mannschaft. Neben Nadine und Uwe Wurmbrand, der als “Co” und Spielleiter aufhört, muss Lurk kommende Saison auch noch auf Anika Wenger und Claudia Marx verzichten. Sichtlich geknickt war auf der anderen Seite Miriam Schreiber, die den Pokalsieg lieber mit dem im Aufstiegsspiel getauscht hätte. “Für uns war die Runde einfach lang. Jetzt ist erstmal Pause”, so die Spielertrainerin, die im August gemeinsam mit den Trainern Wolfgang Brecht und Faik Shamolli, dafür ohne Jacqueline Marquardt (Ausland), einen neuen Anlauf nehmen will.
Artikel vom 24. Juni 2018 – 21:36, Von Sandra Langguth, krzbb.de