FSV 08 Bissingen vs SV Böblingen

vs
8. Mai 2015
Spielstand: 2 - 1

Spielbericht

Einen Punkt hätte die SV Böblingen im Freitagabend-Spiel der Fußball-Verbandsliga Württemberg mindestens verdient gehabt. Beim hochgelobten Tabellenführer FSV Bissingen verlor sie aber 1:2, wobei ausgerechnet der Darmsheimer Simon Lukas Lindner beide Tore des Gegners erzielte.

VON MICHAEL STIERLE

BÖBLINGEN. Damit bleibt die SVB übers Wochenende auf jeden Fall auf dem viertletzten (Relegations-)Platz kleben. Und läuft sogar Gefahr, dass die Konkurrenten am heutigen Samstag weiter davonziehen.

Dieter Schneider aus dem Vorstandsteam der Böblinger Fußballabteilung staunte – wie die übrigen rund 300 Besucher – beim Pausenpfiff von Schiedsrichter Yannick Eberhardt aus Giengen nicht schlecht: Nach Toren stand es zwar 0:0, “nach Chancen aber bestimmt 7:2 für uns”. Schneider weiter: “Ganz klar, wir waren die deutlich bessere Mannschaft. Das war bis dahin vielleicht sogar die stärkste Halbzeit überhaupt in dieser Saison.”

Und das beim Tabellenführer, der von seinen zwölf Heimspielen neun gewonnen und noch kein einziges verloren hat. Der aber mit dieser Böblinger Elf seine liebe Müh’ und Not hatte. “Die Bissinger können zwar alle prima kicken, haben es aber immer wieder mit langen Bällen versucht”, analysierte Schneider, “sicher auch ein Zeichen, dass sie mir uns nicht zurechtgekommen sind.”

Auf zwei Positionen hatte SVB-Trainer Mario Estasi sein Erfolgsteam vom 4:2 gegen Albstadt geändert. Für den gesperrten Christian Mijic begann Luca Wöhrle, und für Youngster Tim Schwaiger (Estasi: “Ihn wollen wir nicht verheizen”) stürmte Hakan Cakmak. Das erste Lebenszeichen der Gäste gab’s nach vier Minuten, als Sascha Raich einen Kopfball neben das Tor setzte. Böblingen war am Drücker und blieb es auch. Lukas Zweigle setzte sich prima durch, seine Hereingabe zwirbelte Hakan Cakmak aus der Drehung am Bissinger Kasten vorbei. Dann wurde es auch das erste Mal auf der Gegenseite spannend. Ein Abschlag kam postwendend zurück, SVB-Keeper Florian Mack klärte auf Kosten eines Pressschlags, Manuel Sanchez hatte aus spitzem Winkel nur noch das leere Tor vor sich – vorbei. Auch an der zweiten Bissinger Möglichkeit war Sanchez beteiligt, als er in den Sechzehner eindrang, aber keinen Abnehmer für seine Hereingabe fand.

Die SVB ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Der ganz stark auftrumpfende Sascha Raich legte mit einem klugen Rückpass für Daniel Knoll auf, doch dessen Schlenzer wurde abgewehrt. Dann probierten es Hakan Cakmak und Faruk Korkmaz aus der Distanz – FSV-Torhüter Burkhardt war aber auf dem Posten. Bei einem Querschläger von Ivan Vargas Müller fehlte nicht viel, ehe es kurz vor der Pause noch einmal rund ging. Vargas Müller bereitete vor, Cakmak ließ am Fünfmetereck den ersten Gegenspieler ins Leere laufen, doch der zweite blockte ihn gerade noch ab. “Schade, eine Führung wäre hochverdient gewesen”, haderte Dieter Schneider. Und mit bangem Blick auf Hälfte zwei: “Ich hoffe nicht, dass sich das noch rächt. Die Bissinger sind mit ihrer individuellen Klasse immer in der Lage, ein Tor zu machen. Würde mir deshalb jemand dieses 0:0 auch nach 90 Minuten anbieten, ich würde sofort unterschrieben.”

Bissingens Trainer Alfonso Garcia reagierte, brachte nach knapp einer Stunde den Darmsheimer im FSV-Trikot, Simon Lukas Lindner, der noch zum Böblinger Schrecken werden sollte. Problem für die SVB bis dahin: bereits vier Gelbe Karten für Korkmaz, Raich, Cakmak und Marko Matovina. Nach rund einer Stunde lag dennoch erneut die Gäste-Führung in der Luft. Erst steuerte Ivan Vargas Müller allein aufs Tor zu, zielte aber aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei. 120 Sekunden später brach Sascha Raich frei durch, doch Burkhardt stand dem 0:1 im Weg. “Zwei erstklassige Möglichkeiten”, räumte selbst FSV-Trainer Garcia ein. “Wenn wir da ein Gegentor kassieren, kommen wir nicht mehr zurück.”

Verhängnisvoller Fehler von Marko Matovina führt zum 0:1

Nach 71 Minuten die kalte Dusche für die SVB: Nach einem Freistoß für Böblingen am eigenen Strafraum versprang Unglücksrabe Marko Matovina der Ball, die Bissinger gingen sofort drauf, Simon Lukas Lindner nutzte die Chance aus 14 Metern – 0:1. Bei einer Kopfball-Bogenlampe von Lukas Zweigle, die auf der Torlinie geklärt wurde, roch es noch einmal nach dem Ausgleich, ehe wieder Lindner zuschlug. Sein Freistoß wurde von der Böblinger Abwehrmauer unglücklich abgefälscht – 0:2 (89.). “Zwei absolute Gurkentore”, haderte Dieter Schneider. Vom Anspiel weg wurde der eingewechselte Tim Schwaiger im Sechzehner weggedrückt, der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt, Ivan Vargas Müller verkürzte immerhin noch auf 1:2.

Dabei blieb’s – trotz einer hektischen dreiminütigen Nachspielzeit. “Das war das erste Mal in dieser Saison, dass wir richtig Glück hatten”, schnaufte Bissingens Trainer Alfonos Garcia tief durch. Sein Gegenüber Mario Estasi schüttelte nur den Kopf: “Dieses Ergebnis ist eine riesige Enttäuschung. Meine Mannschaft hat hier eigentlich alles richtig gemacht.” Läuferisch und spielerisch war sie sogar überragend – nur die Chancenverwertung passte nicht. Berechtigte Sorge von Dieter Schneider: “Solche Spiele kosten unheimlich viel Kraft. Ich hoffe, die Zeit reicht zur Regeneration.”

Denn schon am nächsten Donnerstag geht’s weiter im Abstiegskampf. Gegner ist dann der Tabellenzweite Göppingen. Tritt die SV Böblingen genauso couragiert und spielstark auf wie gestern Abend, gilt auch hier: Keine Angst vor großen Namen!

SV Böblingen: Mack (2), Frölich (1), Zweigle (1,5), Cakmak (2), Vargas Müller (1,5), Paetzold (1,5/86. Peluso), Korkmaz (1,5), Knoll (1,5/75. Schwaiger), Matovina (2), Wöhrle (1,5), Raich (1).Tore: 1:0 (71.) Lindner, 2:0 (89.) Lindner, 2:1 (90.+1 Foulelfmeter) Vargas Müller.Schiedsrichter: Eberhardt (Giengen).Zuschauer: 300.Bewertung: 1 = starke Vorstellung, 2 = Licht und Schatten, 3 = schlechter Tag.

Aufstellung

Auswechslungen