SV Böblingen vs 1. Göppinger SV

vs
14. Mai 2015
Spielstand: 2 - 0

Spielbericht

Man kann es nicht oft genug sagen: Was die SV Böblingen in der Fußball-Verbandsliga im neuen Jahr leistet, ist stark. Schmaler Geldbeutel, kleiner Kader – aber volles Punktekonto. Das 2:0 gegen den Tabellenzweiten 1.Göppinger SV war die vorläufige Krönung einer kaum für möglich gehaltenen Aufholjagd.

VON MICHAEL STIERLE

BÖBLINGEN. Vom Kellerkind zu einem der besten Rückrundenteams – inzwischen sind sogar die Hoffnungen auf den direkten Klassenerhalt berechtigt. Denn nach der gleichzeitigen 0:1-Niederlage von Olympia Laupheim kletterte die SV Böblingen tatsächlich auf Rang zwölf, den ersten Nichtabstiegsplatz. “Jetzt noch ein Sieg am Sonntag in Schwäbisch Hall, dann könnte auch der Verein besser planen”, schaute Trainer Mario Estasi voraus. Und mit Blick auf seinen “Co” Jorge Calderon: “Und wir hätten unsere Arbeit dann getan.” Ihre Nachfolger Bernd Gluiber und Steffen Lauser waren gestern im Stadion – und dürften ebenso wie die rund 350 Besucher gestaunt haben über eine prima Vorstellung gegen einen richtig starken Gegner.

Denn dass die Göppinger keine Laufkundschaft sind, unterstrichen sie in der ersten Hälfte. “Wir haben sehr viel richtig gemacht”, hatte Gäste-Coach Gianni Coveli, alter Bekannter von Estasi und Calderon aus früheren aktiven Zeiten, nicht viel auszusetzen. Böblingen begann gut, musste sich dann aber mit Händen und Füßen gegen die immer stärker werdenden Gäste wehren. Nach 16 Minuten jagte Nebih Kadrija den Ball ans Lattenkreuz, nach 19 war er drin. “Ein klares Tor”, freute sich Coveli – zu früh allerdings. Der Schiedsrichter deutete schon zur Mitte, sein Assistent hob die Fahne wegen eines Fouls an SVB-Keeper Florian Mack. “Mein Spieler ist eindeutig höher gesprungen als der Torhüter”, so Coveli.

Die Göppinger trugen ihre Angriffe in beeindruckender Manier vor. Mal weite Diagonalbälle, dann vertikal in die Spitze oder sauber durchs Mittelfeld kombiniert. “Die Qualität beim Gegner war nicht zu übersehen”, hatte Estasi draußen bange Momente zu überstehen. Isci zielte aus 16 Metern zu hoch, Botta war durch, wurde aber durch den Abseitspfiff ausgebremst, Losers 25-Meter-Kaller zischte am Toreck vorbei, Brücks Hereingabe klärte Faruk Korkmaz in höchster Not. “Möglichkeiten waren da”, konnte Coveli mit dem 0:0 zur Pause nicht zufrieden sein. Böblingen hatte bis dahin so gut es geht mitgehalten, aber das Unentschieden war schmeichelhaft.

Nach dem Wechsel wurde es dafür ein anderes Spiel. Jetzt setzte auch die SVB immer wieder Nadelstiche – und nicht nur das. In der 51. Minute stand Ivan Vargas Müller noch im Abseits, als ihm Luca Wöhrle das Leder servierte. Nach exakt einer Stunde ging er noch einmal auf und davon, schloss überlegt ab – 1:0. Das Zuspiel in die Schnittstelle der Göppinger Viererkette war aus der Bedrängnis heraus erfolgt – und für alle überraschend gekommen.

Bei den Göppingern gingen die Köpfe nach unten, Böblingen blieb dran. Nach einer tollen Kombination jagte Sascha Raich den Ball aus spitzem Winkel Richtung angrenzendes Freibad, dafür hieß es in der 75. Minute 2:0. Ausgangspunkt war eine Balleroberung von Sascha Raich in der eigenen Hälfte, Tim Schwaiger legte auf, und Luca Wörle erwischte Göppingens Keeper Rombach auf dem falschen Fuß. Seine Proteste, ein Böblinger hätte direkt vor ihm im Abseits gestanden, brachten nur Gelb ein.

Die letzte Göppinger Möglichkeit vergab der aufgerückte Clauß, als er den Ball aus kürzester Distanz nicht ins (leere), sondern übers Tor köpfte. Auch die hektische Schlussphase überstand die SVB unbeschadet. Florian Mack hatte sich im Herauslaufen vor die Füße eines Göppingers geworfen, wurde von ihm getroffen und blieb liegen. Der Schiedsrichter pfiff nicht, die Gäste spielten weiter – doch auch ohne Torwart bereinigten Matovina, Frölich und Co. diese brenzlige Situation.

“Die Böblinger haben das richtig gut gemacht”, erwies sich Gianni Coveli als fairer Verlierer. “Riesenkompliment an die Mannschaft”, war auch Mario Estasi fast ein bisschen baff. “Wir alle sind in den vergangenen Wochen sehr eng zusammengerückt.” Wenn’s dabei bleibt, könnte aus dem Klassenerhalt Realität werden. Angesichts dieser hundsmiserablen Vorrunde wäre es fast ein kleines Fußballwunder.

Aufstellung

Auswechslungen