Es läuft richtig gut für die SV Böblingen in der Fußball-Landesliga, Staffel III: Unter der Woche das 3:0-Urteil nach dem Spielabbruch gegen Bösingen, am Samstag das verdiente 4:2 bei den gewiss nicht schwachen Young Boys in Reutlingen, die zuvor dreimal in Folge gewonnen hatten. So kann’s weitergehen.
“Schön für den Moment, passend zum Wetter”, genoss SVB-Trainer Thomas Siegmund den Auswärtssieg und blinzelte auf dem Kunstrasen an der Reutlinger Ringelbachstraße in die Frühlingssonne. Seine Mannschaft hatte, abgesehen von einer holprigen Viertelstunde nach dem Wechsel, einen richtig guten Auftritt hingelegt. Und damit den Druck auf den Tabellenzweiten SV Zimmern erhöht, der zur gleichen Zeit in Bösingen nur zu einem 1:1 kam. “Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand”, wischte Siegmund dieses Thema aber gleich beiseite. Das Polster von Zimmern: vier Punkte und das Nachholspiel am Mittwochabend in Maichingen. Ob da tatsächlich noch etwas geht? “Wir sind noch lange nicht satt”, scheinen der SVB-Coach und seine Mannschaft derzeit auf jeden Fall große Lust aufs Kicken zu haben.
Dabei war der Auftakt wenig erfreulich. Nach vier Minuten war TSG-Torjäger Panagiotis Nakos einen Tick schneller als SVB-Keeper Jens Wolf und spitzelte den Ball über die Linie. Doch die Böblinger schüttelten sich nur kurz. “Wir sind trotz des frühen Rückstands gut reingekommen, haben uns reingekämpft und waren spielbestimmend”, so Siegmund. Seine Mannschaft machte Tempo, marschierte nach vorne und sorgte in der Reutlinger Hälfte für mächtig Betrieb. Der starke Marc Hetzel verzettelte sich im Sechzehner, Mert Kizilagil verpasste eine Flanke nur knapp, ehe sich ihm nach einer Ecke auch noch eine Kopfballchance bot. Der verdiente Ausgleich nach 29 Minuten: Nadir Mari zog fast aus dem Stand aus rund 25 Metern ab, der kleine TSG-Keeper Özgür Ögüt sah den Ball zu spät kommen – 1:1.
Plötzlich war auch Reutlingen wieder im Spiel. Götz Gaiser zimmerte den Ball aus 25 Metern haarscharf über die Latte, auf der Gegenseite scheiterte wieder Kizilagil aus spitzem Winkel. Kurz vor der Pause die Böblinger Führung: Einen Freistoß von Besim Ramadani klärten die Gastgeber nicht konsequent genug, Sascha Raich war aus der Drehung erfolgreich – 1:2.
Die Phase gleich nach dem Wechsel war dafür nicht die allerbeste. Die SVB bekam keinen Zugriff mehr auf Ball und Gegner, lief fast nur noch hinterher. Mit Folgen. Eine mustergültige Flanke veredelte der in der Winterpause von Verbandsligist Pfullingen gekommene Jochen Frey mit dem Kopf – 2:2 (49.). “Da waren wir ein paar Mal zu verschlafen”, haderte Thomas Siegmund an der Seitenlinie. “Uns zeichnet derzeit aber aus, dass wir trotzdem nicht den Faden verlieren.” Genau zum richtigen Zeitpunkt schlug die SVB zurück: Nach einer Ecke von Daniel Knoll, der für den gesperrten Philip Kalmbach den Part in der Innenverteidigung übernahm, zögerte Ögüt mit dem Rauslaufen, Fabian Schragner unterstrich seine Kopfballstärke – 2:3 (60.).
Ein deutlicher Dämpfer für Reutlingen, Böblingen bekam die Partie wieder in den Griff. Sehenswert das entscheidende 2:4: Auf engstem Raum, nicht viel größer als auf einem Bierdeckel, ließen die SVB-Spieler ihre Kontrahenten mit gekonntem Kurzpassspiel ins Leere laufen, Sascha Raich besorgte im Sechzehner mit einer kurzen Körpertäuschung den Rest und baute sein persönliches Torekonto auf 17 aus (75.). Ein tolles Solo fast vom eigenen Sechzehner hätte Marc Hetzel noch mit dem fünften Treffer krönen können, aber allein vor Ögüt bekam er das Fracksausen und schob die Kugel am Tor vorbei. Auf der Gegenseite entschärfte Jens Wolf die letzte TSG-Chance von Tobias Haux – damit war das 4:2 endgültig eingetütet.
“Wir haben uns in der Winterpause super verstärkt”, schaute sich Trainer Siegmund noch einmal seinen Kader an, der gegenüber der Hinrunde mit den Neuen Max Frölich und Marijo Milcic, den endlich spielberechtigten Nadir Mari und Tim Kühnel, Rückkehrer Daniel Fredel sowie dem lange verletzt gewesenen Daniel Knoll qualitativ eine gewaltige Aufwertung erfuhr. Das zeigt sich auch an den Ergebnissen, wenn man das bescheidene 0:0 in Freudenstadt einmal ausklammert, sowie 13 Punkten aus fünf Spielen. Sicher ist: In dieser Besetzung und in dieser Form ist die SV Böblingen in der Landesliga nur schwer zu bezwingen.
SV Böblingen: Wolf, Kühnel (68. Buscaglia), Ramadani (88. Mägerle), Knoll, Kizilagil (72. Kasapi), Schragner, Frölich, Mari, Raich, Hetzel (79. Esteves), Fredel. Tore: 1:0 (4.) Nakos, 1:1 (29.) Mari, 1.2 (45.) Raich, 2:2 (49.) Frey, 2:3 (60.) Schragner, 2:4 (75.) Raich. Schiedsrichter: Krieger (Gmünd)