Mit Flickflack-Parade Pokalsieg gefeiert
Fußball: Verdienter 4:1-Sieg der SV Böblingen bedeutet dritte Final-Niederlage in Folge für die SGM Grafenau/Weil der Stadt
AIDLINGEN. Selbstbewusst waren die Spielerinnen der SGM um ihren Trainer Marius Lurk bei strömendem Regen auf dem Aidlinger Vogelherdle in die Partie gestartet. Grafenau machte zunächst das Spiel und hatte vor allem auch mehr davon. Schon nach wenigen Minuten traf Melanie Kottmair zum ersten Mal ins Tor. Doch der Treffer zählte nicht, die angeschlagen ins Spiel gegangene Stürmerin war minimal im Abseits gewesen. Der abstiegsgefährdete Regionenligist ließ den Ball weiter laufen, während sich die Böblingerinnen sichtlich schwer auf dem Rasen taten. “Normalerweise spielen wir sonst immer nur auf Kunstrasen”, erklärte SVB-Spielertrainerin Miriam Schreiber, die in der Abwehr einen klasse Job ablieferte.
Die Zuschauer sahen ein munteres Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Nach einer guten Möglichkeit von Böblingens wieselflinker Celine Kröger hatte erneut Kottmair in der 19. Minute die Führung auf dem Fuß, doch der Ball segelte knapp über das Gehäuse. Auf der anderen Seite vergab erst erneut die sonst so treffsichere Kröger und anschließend Böblingens Kapitänin Büsra Ceylan. Grafenau machte nun mächtig Druck, schließlich sollte es nun endlich mit dem Pokalsieg klappen. Doch weder die umsichtige Christina Reicherter mit einem Lupfer, noch Melanie Kottmair nach Vorarbeit von Jasmin Gross hatten Glück im Abschluss. In der 38. Minute war es endlich soweit: Nach einer Ecke von Christina Reicherter stieg Yvonne Wurmbrand am höchsten und köpfte zur 1:0-Führung ein. Böblingens Antonella Lacanea hätte noch vor der Pause den Ausgleich erzielen können, zielte jedoch zu genau auf Grafenaus Torhüterin Rebecca Lobenstein.
Nach dem Seitenwechsel blieb die SGM zunächst am Drücker, hatte mit Christina Reicherter schnell die nächste Chance. Doch statt nach ihrem sehenswerten Sololauf querzulegen, probierte sie es selbst. Dafür gelang den Böblingerinnen aus dem Nichts der Ausgleich. Die ballsichere Antonella Lacanea eroberte sich das Leder und zog einfach ab – 1:1. Kurz darauf hätte Jaqueline Marquardt per Freistoß das Spiel drehen können, doch die Kugel flog haarscharf über die Latte. Nun kam richtig Stimmung in die Bude. Der Regen hörte auf, das Spiel wurde ruppig. Vor allem als Böblingens Viktoria Müller in der 63. Minute mit einem Schüsschen das 2:1 erzielte. Lobenstein im Grafenauer Tor hatte sich eher halblebig zum Ball gebeugt, der flutschte zwischen den Handschuhen durch und kugelte ins Tor. Bei der SGM gingen sichtlich die Köpfe runter, und nach der Auswechslung von Melanie Kottmair (Lurk: “Sie hatte Oberschenkelprobleme und ich wollte sie für den Abstiegskampf schonen”) war auch vorne die Luft raus.
Grafenau im Tal der Tränen, Sektdusche bei der SVB
Zwar wäre ein eher ungefährlich wirkender Schuss von Grafenaus Kapitänin Andrea Meyer in der 80. beinahe reingegangen, wenn SVB-Keeperin Michelle Hurst ihn nicht über die Latte gestupst hätte, den Rest des Spiels bestimmte aber die SVB, genauer gesagt ein Böblinger Duo. Celine Kröger und Hanna Ragg machten mit dem Ball, was sie wollten, übten sich im Doppelpass und spielten die Grafenauer Abwehr aus. Zum ersten Mal führte die Gemeinschaftsarbeit in der 83. Minute zum Erfolg. Nach Vorarbeit von Kröger war Ragg mit der Kugel enteilt, die von der reingrätschenden Anika Wenger ins Tor zum 3:1 wegspritzte. Nachdem Celine Kröger zunächst selbst eine Riesenchance vergab, passte sie im nächsten Angriff im Sprint zu Ragg, die spielte zurück, Kröger drehte sich vor der heranfliegenden Rebecca Lobenstein um die eigene Achse, gab erneut auf Hanna Ragg ab, die dann nur noch ins leere Tor einschieben musste. Jasmin Gross hätte in der Nachspielzeit nach Vorarbeit von Tephanie Stauber nur noch Ergebniskosmetik betreiben können. Doch es blieb beim 4:1 für Böblingen, was Stürmerin Celine Kröger nach dem Abpfiff mit einer Flickflack-Parade feierte.
Sektkorken knallten, der von Gabi Walter, Frauenbeauftragte im WFV, überreichte Pokal samt Meisterwimpel machte die Runde. Auf der anderen Seite herrschte bedrückte Stimmung, Tränen flossen. “Jetzt müssen wir uns auf den Abstiegskampf konzentrieren”, blickte ein enttäuschter Marius Lurk nach vorne. Bereits am Samstag steht das nächste Spiel an. Auch die SV Böblingen hat noch einiges vor sich in dieser Saison. Zwei Partien in der Liga und drei in der Relegation steht dem Team um Miriam Schreiber noch bevor. Ob die beiden Mannschaften sich dabei demnächst noch einmal begegnen? Möglich wär’s.
SGM Grafenau/Weil der Stadt: Lobenstein, Gauß (46. Agresz), Krämer, Kottmair (64. Kunze), N. Wurmbrand (84. Stauber), Wenger, Meyer, Marx, Y. Wurmbrand, Reicherter, Gross.
SV Böblingen: Hurst, Müller, Schreiber (78. Grigor), Marquardt (65. Nestele), Kröger, Ceylan, Ragg, Nonner, Lacanea, Nasufaj, Hofmann (57. Shamolli).
Tore: 1:0 (38.) Y. Wurmbrand, 1:1 (53.) Lacanea, 1:2 (63.) Müller, 1:3 (83.) Ragg, 1:4 (90.) Ragg.
Schiedsrichter: Vogt (Coburg).
Zuschauer: 80.
Quelle: krzbb.de von Sandra Langguth, Artikel vom 10. Mai 2018 – 17:30