Fußball-Verbandsliga Württemberg: SV Böblingen verliert auch bei Schlusslicht Nagold
nach indiskutabler erster Halbzeit 0:2
Innerhalb eines Jahres haben die Verbandsliga-Fußballer der SV Böblingen
völlig verlernt, wie Abstiegskampf geht. In der vergangenen Saison haben sie sich
noch aus einer schier ausweglosen Situation befreit, jetzt ergeben sie sich fast
widerstandslos in ihr Schicksal.
Die Szenerie nach dem 0:2 am Freitagabend beim abgeschlagenen Tabellenletzten
VfL Nagold wirkte gespenstisch.Fast in alle Winde zerstreut schlichen die
Böblinger Spieler geschlagen vom Feld,jeder mit sich selbst beschäftigt, fast schon
apathisch, dazu die Freudengesänge der Nagolder („Derbysieger, Kabinenfest“) im Ohr.
Der sonst obligatorische Mannschaftskreis mit ein paar aufmunternden Worten fiel aus.
„Diese Niederlage ist brutal“, schaute Trainer Bernd Gluiber mit Leichenbittermiene
drein. „Das Spiel haben wir in der ersten Hälfte verloren. Wir hatten Angst,
waren wie gelähmt.“ Keine Spur von einer Mannschaft, die unbedingt gewinnen wollte
und auch musste, um der Talfahrt endlich Einhalt zu gebieten. „Wir haben keinen
Zweikampf gewonnen und keine zweite Bälle bekommen“, so Gluiber. Nagold war
giftiger, schneller auf den Beinen, einfach besser.
Und trotzdem hätte die SVB in Führung gehen müssen. Nach einer Flanke von Co-
Trainer Steffen Lauser hatte Christian Mijic im Sechzehner völlig freistehend alle Zeit
der Welt, hätte den Ball in Seelenruhe annehmen und den Torhüter fragen können, in
welche Ecke er ihn haben wollte. Statt dessen traf er die falsche Entscheidung, ging
volles Risiko und drosch die Kugel weit am Kasten vorbei. Eine Führung hätte die
schweren Beine und Köpfe vielleicht leichter werden lassen. Doch es sollte noch
schlimmer kommen. Nach einem weiten Diagonalball und einer Kopfballverlängerung
lief Tilo Renz im Rücken der SVB-Abwehr in den Sechzehner, keiner hatte ihn
auf der Rechnung, der Nagolder zog volley ab – 0:1 (11.). Keine Chance für Jens Wolf im
Tor, der nach seiner Rückkehr das erste Mal zwischen den Pfosten
stand. Irgendwas wollte Trainer Gluiber probieren,neue Reize setzen.
An Wolf lag’s jedenfalls nicht, eher an seinen Vorderleuten.Die erste Halbzeit
war jedenfalls zum Vergessen. „Die schlechteste in der gesamten
Saison“, wollte auch Dieter Schneider aus dem Vorstandsteam nichts beschönigen. Die
Spieler, auf die es in dieser schwierigen Situation ankommt, tauchten entweder ab,
sind angeschlagen, nach langer Verletzungspause noch nicht wieder in alter Form oder
gar nicht dabei. In Nagold fehlten Sascha Raich, für den die Runde nach seiner erneuten
Kapselverletzung so gut wie gelaufen ist,Simon Hauth und Timo Stehle. Der VfL
hätte sogar noch erhöhen können, als wieder Renz in eine Flanke
hineinflog, seinen Kopfball aber knapp neben den Pfosten setzte.
„Ich habe meinen Spielern in der Pause gesagt, dass wir auf diese Art und
Weise auf gar keinen Fall verlieren dürfen“, so Gluiber. „Wenn,
dann lieber mit fliegenden Fahnen untergehen.“Es wurde besser, allerdings längst
nicht gut genug. Nach einem Gassenball von Lauser war VfL-Keeper Fritz einen Schritt
vor Marcel Dann am Ball, die größte Chance zum Ausgleich verpasste Fabian Schragner,
als er nach einem Freistoßabpraller aus kurzer Distanz ebenfalls an Fritz scheiterte.
Oft genug stellten sich die Böblinger aber auch selbst ein Bein, wurden bei Standards
wegen Abseits regelmäßig zurückgepfiffen,bevor es richtig gefährlich werden konnte.
„Ob diese Entscheidungen immer richtig waren?“, bezweifelte Bernd Gluiber. Einmal
stimmte es auf jeden Fall nicht, als Ivan Vargas Müller völlig frei vorbeizielte. Der
Treffer hätte allerdings sowieso nicht gegolten.
Auch das noch: Daniel Knoll muss mit einem dicken Knöchel raus
Mit zunehmender Dauer boten sich den allerdings auch müder werdenden Nagoldern
Räume zum Kontern. Jens Wolf klärte zweimal in höchster Not, einmal hatte
er Glück, dass der Schiedsrichter ebenfalls auf Abseits entschied, in der Nachspielzeit
war er geschlagen. Den ersten Versuch wehrte er noch ab, der zweite von Maximilian
Lampl saß – 0:2.
Dieser Tiefschlag zeigt Wirkung, hatte die SV Böblingen doch so sehr auf die Wende
gehofft. Dazu blieb Daniel Knoll mit einem dicken Knöchel nach rund einer Stunde auf
der Strecke. „Wenn er jetzt auch noch ausfällt,passt das zu unserer Gesamtsituation“,
so Gluiber. Wie der Trend in den letzten sieben Spielen noch umgekehrt werden kann?
„Wir brauchen einfach mal einen dreckigen Sieg, Egal wie.“
Leichter gesagt als getan.