Mit dem 0:2 gegen einen im Rahmen seiner Möglichkeiten aufspielenden VfB Bösingen setzte die SVB nach dem 0:2 in Rottenburg auch ihre Heimpremiere in den Sand und muss ganz gewaltig aufpassen, dass sich der abzeichnende Trend nicht verfestigt. In dieser Verfassung wird aus dem Vizemeister der Vorsaison ganz schnell ein Abstiegskandidat.
Dazu reicht ein Blick auf den Spielberichtsbogen, wo gerade mal 13 Namen standen, darunter auch der von Trainer Thomas Siegmund, der sich nach 79 Minuten selbst einwechseln musste. Ein personeller Offenbarungseid, der sich wohl noch eine Weile so hinziehen wird. Die einen sind im Urlaub (Daniel Knoll, Sascha Raich, André Esteves, Mert Kizilagil), Daniel Fredel war als Futsal-Stützpunkttrainer in Sachen DFB unterwegs, Dejan Djordjevic und Tim Kühnel sind verletzt. “Es kam auch ziemlich unerwartet, dass die Liga im August beginnt”, so Siegmund verkniffen. Um seine Spieler aber gleichzeitig in Schutz zu nehmen: “Wir nehmen sie schon genügend in die Pflicht bei diesen Rahmenbedingungen.”
Ob’s irgendwann besser wird? Alexander Kayser, neu gewähltes Vorstandsmitglied des Hauptvereins und für die Fußballer unterwegs, hat jedenfalls angekündigt, sich in den nächsten Monaten um bessere Strukturen zu bemühen, schaute sich das mühselige Treiben im Stadion auch interessiert an. “Das höre ich schon seit drei Jahren”, fehlte dem Trainer unmittelbar nach der zweiten Enttäuschung in dieser Runde der rechte Glaube.
Von den guten Eindrücken im Test gegen Freiberg (1:3) und Pokalspiel gegen Holzhausen (2:3 nach 2:0) ist jedenfalls nichts mehr übrig geblieben. Von gehobenen Landesliga-Ansprüchen hat sich die Mannschaft aktuell weit entfernt, allerdings auch noch nie in dieser Besetzung zusammengespielt. Und wenn dann einige auch noch einen richtig schlechten Tag erwischen, wird’s doppelt schwer. Nach 30 Minuten der erste Aufreger: Einen abgefälschten Freistoß von Endrit Syla, der viele gute Szenen hatte, am Ende aber mit Kniebeschwerden vorzeitig raus musste, schlugen die Bösinger gerade noch von der Torlinie.
Eigentlich muss Böblingen in Führung gehen, kassiert aber das 0:1
Fünf Zeigerumdrehungen später wurde es sogar richtig turbulent im VfB-Sechzehner, als sich den Böblingern gleich vier erstklassige Schuss-Chancen boten. Zwei davon parierte VfB-Keeper Sacha Vögele glänzend, eine wurde wieder auf der Linie geblockt, dazwischen dauerte es einfach zu lange. Der direkte Gegenzug: Tayfun Sener verlängerte einen weiten Ball in die verkehrte Richtung, Alban Dodoli, der gerade noch das mögliche 1:0 verpasst hatte, ging im eigenen Sechzehner zu ungestüm ran – Elfmeter. Und das 0:1 durch Razvan Dobricean, der unerwartete Rückstand. “Der Schiedsrichter-Beobachter meinte, es sei kein Foul gewesen”, haderte Thomas Siegmund, “aus meiner Sicht hat man ihn durchaus geben können.”
Duplizität der Ereignisse gleich nach dem Wechsel: Endrit Syla startete ein feines Solo, scheiterte aber mit einem satten Schuss im Sechzehner auch an Vögele, beim folgenden Angriff landete der weite Ball bei Marius Müller – 0:2. “Das war schon ein bisschen mehr als nur Abseits”, ärgerte sich der SVB-Trainer. Allerdings ließen sich die Böblinger dabei auch viel zu einfach übertölpeln.
Das Spiel war damit gelaufen. Die Maßnahme, Kapitän Fabian Schragner nach vorne zu beordern, brachte nichts, die Bösinger schaukelten ihren Vorsprung ohne große Schwierigkeiten nach Hause, hatten sogar noch zweimal die Möglichkeit, ein drittes oder gar viertes Tor zu erzielen. “Teuer verkauft, aber nix geholt. Dabei wäre mehr drin gewesen”, ließ Thomas Siegmund wohlwollend viele Unzulänglichkeiten unerwähnt. Und mit bangem Blick in Richtung Alban Dodoli (Leistenbeschwerden) sowie Endrit Syla (Kniereizung): “Es ist möglich, dass es nächsten Sonntag gegen Holzhausen sogar noch schlechter aussieht.”
Ein Glück für die Zuschauer, dass sie mit der Eintrittskarte auch ein Bier und eine Rote gratis erhielten. Damit gingen wenigstens sie an diesem Sonntag nicht leer aus.
SV Böblingen: Traub, Lechleitner, F. Mayer, Syla (79. Siegmund), Schragner, Frölich, Bushaj (61. N. Mayer), Dodoli, Baumeister, Tchagbele. Tore: 0:1 (36. Foulelfmeter) Dobricean, 0:2 (48.) Müller. Schiedsrichter: Schneidereit (Kaisersbach). Zuschauer: 150.
Quelle: Kreiszeitung Böblingen