Stark verbesserte SV Böblingen verliert unglücklich gegen die TSG Backnang mit 1:3
Vom Ergebnis her nix Neues bei der SV Böblingen: Nach dem 1:3 gegen die TSG Backnang rutschte sie in der Verbandsliga Württemberg auf den Relegationsplatz ab. Und doch war vieles anders an diesem Sonntagnachmittag, denn die Mannschaft sandte ein deutliches Lebenszeichen.
“Ich habe den Spielern hinterher in die Augen geschaut”, sagte der neue Trainer Denis Tuksar, der unter der Woche den zurückgetretenen Bernd Gluiber ablöste. “Traurig ja, aber sie haben auch gemerkt, dass etwas geht.”
Zwei Trainingseinheiten hatte er zusammen mit seinem Co-Trainer Egbert Schwartz Zeit, die Köpfe nach der langen Negativserie wieder einigermaßen nach oben zu bekommen. Was ihnen erstaunlich gut gelungen ist. “Sie soll die Zweikämpfe annehmen, aber auch Fußball spielen.” Mit dieser Vorgabe schickten sie die Mannschaft auf den Platz. Und die setzte das über weite Strecken recht gut um.
“Böblingen ist viel stärker, als es die momentane Tabelle aussagt”, gab’s auch vom Gäste-Coach Markus Lang tröstende Worte. Der gravierendste Unterschied: Die Backnanger hatten zuletzt zweimal in Folge gewonnen und traten deshalb auch selbstbewusster auf, die SVB muss sich nach der ellenlangen Negativserie das kleine Fußballeinmaleins gerade wieder mühsam erarbeiten. Das tat sie aber auch mit großer Entschlossenheit. Nach zehn Minuten klärte der Backnanger Grimmer einen Kopfball von Fabian Schragner auf der eigenen Torlinie – eine Führung wäre in der jetzigen Situation Gold wert gewesen. Als Timo Stehle im eigenen Sechzehner in höchster Not klärte, leitete Yannick Toth den schnellen Konter ein, Ivan Vargas Müller brach außen durch, wurde aber zur Ecke abgeblockt. Und als Christian Mijic freie Schussbahn hatte, riss TSG-Keeper Kolloch die Fäuste hoch.
“Kein Vergleich zum 0:2 in Nagold, dabei stehen doch mit zwei Ausnahmen die gleichen Spieler auf dem Feld”, wunderte sich Dieter Schneider aus dem Vorstandsteam. Und mit einem sehnsuchtsvollen Blick Richtung Fußballgott: “Ein Punkt wäre nach dieser turbulenten Woche super, ein Sieg sogar traumhaft.” Doch dann die 32. Minute: Torwart Jens Wolf schnappte sich einen gefährlichen Freistoß, ließ den Ball aber doch wieder aus den Händen flutschen, die Backnanger stocherten nach, Schlotterbeck drückte ihn vollends über die Torlinie – 0:1. Gegen eine Freistoßentscheidung für die SVB hätte sicher niemand etwas im Böblinger Lager einzuwenden gehabt. Genau wie sieben Minuten nach der Pause: Filip Primorac wurde am eigenen Sechzehner hart angegangen, verlor den Ball, Koretz lupfte
Zwei “Fifty-fifty-Entscheidungen” des Schiedsrichters führen zum 0:2
ihn über Jens Wolf – 0:2. “Zwei Fifty-fifty-Entscheidungen des Schiedsrichters”, haderte Denis Tuksar. Doch wie seine Mannschaft mit dem Rückstand umging, war bemerkenswert. Plötzlich begann die beste Böblinger Phase. Filip Primorc scheiterte aus 16 Metern an TSG-Keeper Kolloch, Ivan Vargas Müller erging es nicht besser. Dann flankte der A-Jugendliche Ertan Bayrak, der in seinem zweiten Einsatz in der ersten Mannschaft eine starke Partie ablieferte, nach innen, Daniel Knoll legte zurück auf Yannick Toth – nur noch 1:2 (62.). Gegen den abgefälschten Schuss musste auch Kolloch passen. “Der Anschlusstreffer war absolut verdient”, räumte Markus Lang ein, “Böblingen hat sehr viel Druck aufgebaut.” Schade aber, dass danach nicht mehr viel kam. Ein Freistoß von Daniel Knoll in zentraler Position landete in der Mauer, Christian Mijic rutschte am Fünfmetereck aus. Dafür schlossen die Backnanger in der Nachspielzeit durch Christoph Traub einen Konter zum 1:3 ab.
“Wir waren effektiver, hatten vielleicht auch mehr Glück”, brachte Markus Lang die 90 Minuten auf den Punkt. Sein Gegenüber Denis Tuksar lebte dafür die Entschlossenheit, die er ab sofort von seinen Spielern verlangt, in Mimik, Gestik und Sprache vor: “Wir werden uns auf das konzentrieren, was gut war. Und das war eine ganze Menge.” Genau das stimmt ihn auch zuversichtlich, ebenso wie die Bereitschaft der Spieler, im Abstiegskampf doch wieder die Kurve zu kriegen. “Wenn wir nicht nachlassen, werden wir das Glück auch wieder zwingen”, ist Tuksar überzeugt, “deshalb gehen wir auch jedes Spiel wie ein Endspiel an.”
Das nächste Spiel steigt am Samstag beim 1. FC Heiningen. Dort sollte nicht nur die Leistung, sondern endlich auch die Punktausbeute wieder stimmen.