Nicht nur Corona hat am Silberweg einiges durcheinandergewirbelt. Einige Leistungsträger sind im Sommer gegangen, auch hinter den Kulissen hat es einen Umbruch gegeben. Jetzt startet die Vorbereitung auf die kommende Saison.
Beim Trainingsauftakt für die neue Fußball-Saison in der Landesliga, Staffel III, ist am Montagabend bei der SV Böblingen eines ganz deutlich zu erkennen: die Mannschaft steckt mitten in einem Umbruch. Und das nicht nur bei Spielern und Trainern auf dem Rasen, sondern auch hinter den Kulissen.
Dieser Umbruch ist “gewaltig”, weiß Thomas Hahn, der sportliche Leiter der SVB. Er ist vielleicht sogar größer ausgefallen, als es sich die Verantwortlichen vorgestellt hatten. Hahn, selbst erst seit wenigen Monaten im Amt, betont jedoch, dass ein Schnitt notwendig war, und bedient sich dem Sprichwort von den alten Zöpfen, die nun abgeschnitten seien.
Auf dem Platz sieht das Ganze konkret so aus: Enzo Marchese bildet gemeinsam mit Timo Gmoser das neue Trainerduo. Die absolute Wunschbesetzung für diese Position, wie Hahn betont. Leistungsträger wie Max Frölich, Endrit Syla, Torhüter Dominik Traub, dazu Alban Dodoli, Mert Kizilagil und Marko Matovina sind weg. Neu im Team sind dafür Mert Köse, Tim Seitzer, Tahir Bahadir, Bjarne Hamann, Marco Quaranta, Ferdinand Schmidt, Scott Rogers, Simon Di Romualdo und Eldar Cavcic. Wobei Quaranta bereits beim ersten Training mit einem Bänderriss im Sprunggelenk passen musste und voraussichtlich die komplette Vorbereitung ausfällt.
Köse und Bahadir sind die beiden jüngsten Neuzugänge der Böblinger, die noch kurz vor dem Trainingsstart an diesem Wochenende geholt worden waren. Der 27-jährige Köse hat früher bereits für die blau-weißen gespielt und will sich nach seiner Zeit beim KSC und der Fortuna wieder in der Landesliga beweisen. Bahadir kommt vom TV Echterdingen und ist ein echter Strafraumstürmer mit Verbands- und Oberliga-Erfahrung. Gut möglich, dass sie nicht die letzten Neuverpflichtungen bleiben. Bekannt ist, dass die SVB einen weiteren Torhüter sucht. Bisher steht mit Philip Matz erst ein Schlussmann zur Verfügung, mit 20 Jahren ein sehr junger noch dazu. Dazu gesellten sich am Montagabend weitere Trainingsgäste, die in nächster Zeit unter die Lupe genommen werden. Schließlich warten in der kommenden Saison 38 Spieltage und einige Englische Wochen auf die Teams in der Landesliga. “Da brauchen wir auch in der Breite Qualität im Kader”, betont Hahn, der weiß, dass diese Saison nochmals eine ganz andere Eigendynamik entwickeln kann als gewöhnlich. “Ich glaube, dass die Qualität der Spiele unter diesen Voraussetzungen leiden wird”, sagt er.
In der Spitze ist diese Qualität am Silberweg nach wie vor ohne Zweifel vorhanden. Spieler wie Fabian Schragner, Daniel Knoll, Sascha Raich, Simon Lechleitner, Florian Mayer und Tayfun Sener sind geblieben. Sie sollen das Gerüst der Mannschaft bilden, um das herum sich die neuen Spieler entwickeln können.
Die Erwartungshaltung an die Saison ist relativ locker gehalten
Die Frage ist nur, wo die Reise dann für die neue SV Böblingen in dieser Saison hingeht. Kann sie an die – trotz häufig schwierigen Bedingungen – erfolgreichen Spielzeiten der vergangenen Jahre anknüpfen, oder muss sie sich vielleicht eher nach weiter unten orientieren? “Was die Erwartungshaltung angeht, sind wir relativ locker”, sagt Thomas Hahn. “Wir wollen schnell zusammenwachsen. Wenn man eine geile Truppe ist, dann spielt man auch so.”
Dafür haben sie mit Enzo Marchese den genau richtigen Trainer gefunden. Der 37-Jährige stand in seiner aktiven Zeit für attraktiven Fußball und war ein Spieler für den außergewöhnlichen Moment. “Wir müssen uns als Mannschaft erst einmal finden, dann wollen wir aber schönen Fußball spielen.” Er nennt es oft schlichtweg “zocken”. Dass er weiß, wie man eine Mannschaft nach einer so schwierigen Phase, in der seit mehreren Monaten kein Fußball mehr gespielt werden konnte, für eine Saison richtig fit bekommt, davon ist Thomas Hahn überzeugt. “Aus seiner Zeit als Profi bringt er die nötige Erfahrung mit.” Trotzdem macht sich der Coach angesichts des Spielplans nichts vor. “Diese Saison wird knüppelhart.” Das muss jedem klar sein.
Trotzdem freut sich Marchese wie verrückt auf diese neue Aufgabe. Seine erste Station als Cheftrainer einer Mannschaft. Erst in der zurückliegenden Winterpause war er als Co-Trainer von Thomas Siegmund zum Team gestoßen. In erster Linie freut er sich zunächst vor allem darauf, nach der langen Pause endlich wieder auf dem Platz zu stehen. er betont: “Es war eine schwierige Zeit für alle, auch für uns Fußballer.”

Quelle:Kreiszeitung Böblingen