Das ist schon bitter: Gerade mal zwölf Punkte hat der SSC Tübingen als Schlusslicht der Fußball-Landesliga, Staffel III, auf dem Konto, zwei davon gegen die SV Böblingen. Nach dem 2:2 im Hinspiel gab es diesmal ein 1:1. Nur zu gerne hätten die Gastgeber ihre Aufholjagd Richtung Spitzenplätze gestartet, die führenden Teams hätten mit ihren Punktverlusten sogar mitgespielt, doch daraus wurde nichts.
“Von allem zu wenig”, schüttelte Trainer Thomas Siegmund den Kopf, “das fängt mit den Voraussetzungen an.” Beim Blick auf den Spielberichtsbogen konnte man fast ein wenig neidisch werden. Acht Namen standen beim Gegner unter der Rubrik “Ersatz” drauf, bei der SVB nur zwei: der verletzte Kapitän Fabian Schragner und der die ganze Woche krank gewesene Mert Kizilagil. Die Situation mit “auf Kante genäht” zu bezeichnen, wäre eher wollwollend. Gesperrte (Traub, Raich), Verletzte (Tchagbele, Kühnel, Gelic, Bushaj) – und am Vormittag meldete sich auch noch Florian Mayer krank. Blieben genau 13 übrig. Darunter Wiedereinsteiger Marko Matovina und Dejan Djordjevic, der nach rund sechs Monaten sein erstes Punktspiel bestritt.
Nicht einmal der Trainer selbst wäre zur Verfügung gestanden, wie er das in der Vergangenheit im äußersten Notfall immer wieder gemacht hatte. “Ebenfalls gesperrt”, klärte er auf. Beim 2:2 vor Weihnachten in Bösingen hatte er sich auf dem Spielberichtsbogen eingetragen, sah in der hektischen Schlussphase Gelb-Rot – also ein Spiel Pause. Nächsten Samstag bei Tabellenführer Holzhausen könnte er also mitwirken – theoretisch. “Die sind mir aber zu gut”, winkt er ab. Auf jeden Fall ist für ihn klar: “Gegenüber der Hinrunde hat sich nicht viel verändert.” Und mit verkniffener Miene: “Zu behaupten, es wäre jetzt alles besser, ist Augenwischerei.”
Nach dem Blitztor in der 46. Minute ein ziemlich wilder Schlagabtausch
Eine knappe halbe Stunde wurde sein überschaubarer und wieder einmal bunt durcheinandergewürfelter Haufen mit diesen widrigen Bedingungen ganz gut fertig. Den ersten Warnschuss von Alban Dodoli lenkte SSC-Keeper Danso Boamah über den Querbalken, beim zweiten Aufeinandertreffen zog Boamah den Kürzeren, war gegen Dodoli einen Schritt zu spät dran. Die Folge: Elfmeter und das 1:0 durch Endrit Syla (11.). Die größte Möglichkeit, für Ruhe zu sorgen, verpasste André Esteves, als er nach einem Dodoli-Zuspiel aus kurzer Distanz an Boamah hängenblieb. “Wir hatten mehr als genug Möglichkeiten”, stellte Siegmund fest. Dazu zählten auch etliche Halbchancen, die sich trotz mitunter arg komplizierter Spielweise immer wieder ergaben.
Mit zunehmender Dauer wagten sich auch die Tübinger nach vorne. Moritz Grupp zirkelte erst einen langgezogenen Freistoß auf den Querbalken und wurde dann bei einer Eins-gegen-eins-Situation zu weit nach draußen abgetrieben. Das Schlusslicht wehrte sich aufopferungsvoll, zeigte kaum Schwächen und legte – wenn immer möglich – den Vorwärtsgang ein. So wie nach 40 Sekunden im zweiten Durchgang: Mit einem einzigen Pass war die Böblinger Viererkette ausmanövriert, Josef Braunagel überlief auch SVB-Keeper Philip Matz – 1:1. Die eiskalte Dusche an einem fast schon frühlingshaften Sonntagnachmittag.
In der Folge wurde es ein offener, aber auch ziemlich wilder Schlagabtausch. Erst zwirbelte Daniel Knoll den Ball an den Pfosten, auf der Gegenseite flog ein Freistoß von Grupp an Freund und Feind vorbei ins lange Eck, doch der Linienrichter hatte die Fahne oben. Eine Abseitsentscheidung, über die sich trefflich streiten ließ. Dann tauchte plötzlich der eingewechselte SSC-Torjäger Dimitrios Katsaras allein vor Matz auf, doch der SVB-Keeper blieb lange oben. André Esteves fand in Boamah seinen Meister, Alban Dodoli hatte Pech mit dem Innenpfosten, ehe im Privatduell zwischen Endrit Syla und Danso Boamah der SSC-Keeper in der Nachspielzeit zweimal Sieger blieb. Trainer Thomas Siegmund hätte gerne noch drei Minuten oben drauf gehabt, doch danach pfiff die Schiedsrichterin ab.
Für die Böblinger ist dieses 1:1 sicherlich zu wenig, an den nie aufsteckenden Tübingern werden sich bestimmt auch noch andere Mannschaften die Zähne ausbeißen.
SV Böblingen: Matz, Lechleitner, Djordjevic (75. Kizilagil), Knoll, Matovina, Syla, Frölich, Esteves, Sener, Dodoli, Baumeister. Tore: 1:0 (11. Foulelfmeter) Syla, 1:1 (46.) Braunagel. Schiedsrichterin: Neugebauer (Langenargen). Zuschauer. 150.

Quelle : Kreiszeitung Böblingen