SpVgg Holzgerlingen beendet Böblinger Ambitionen auf Rang zwei mit 1:0-Derby-Erfolg
Das war’s wohl mit den Aufstiegsträumen der SV Böblingen in der Fußball-Landesliga, Staffel III. Die SpVgg Holzgerlingen kann nach ihrem 1:0-Erfolg – nach zuvor vier Niederlagen in Serie – hingegen durchatmen. 500 Zuschauer sahen ein spannendes Derby auf dem Kunstrasen, das durch einen ruhenden Ball entschieden wurde.
Es läuft die 60. Minute. Marco Bernhardt legt sich die Kugel für eine Ecke zurecht und flankt diese sauber in die Mitte. Dort steigt Marcel Rinderknecht quasi aus dem Stand nach oben, steht förmlich in der Luft und köpft das Ding zum Sieg in die Maschen. “Es ist uns schon lange nicht mehr passiert, dass wir ein Kopfballgegentor nach einer Standardsituation kassiert haben – sogar relativ ohne Gegenwehr”, kommentierte SVB-Trainer Thomas Siegmund den entscheidenden Treffer.
Zur Aufstiegsfrage behauptete er, dies sei ein Thema, das vor allem von außen herangetragen wurde. “Klar, die Chance war da”, so Siegmund, “aber wenn man zweimal seine Hausaufgaben nicht macht, ist diese halt nicht mehr so groß.” Nach dem 0:2 in Gechingen war es die zweite Pleite in Folge für seine Elf. Wobei die Holzgerlinger ein sehr ähnliches Rezept anwendeten wie die Sportfreunde drei Tage zuvor: Sie standen den Böblingern förmlich in jeder Aktion auf dem Schlappen, gingen bissig und giftig in die Zweikämpfe und kauften den Gästen so den Schneid ab.
“Ich hab’ den Jungs gesagt, dass wir von Anfang an konsequent draufgehen. Egal, ob die Kraft bis zum Ende reicht”, erklärte Hausherren-Coach Jens-Uwe Zierer seine Taktik mit einer Dreierkette und davor vier weiteren Kickern in einer Reihe. “Wichtig war, dass wir uns trotzdem nicht hinten reinstellen, sondern vorne immer weiter attackieren.” Die Erleichterung war nicht nur seinen Kickern anzumerken. “Jetzt haben wir den Druck ein wenig weggenommen, und es ist wieder mehr Ruhe drin”, pustete Zierer tief durch.
Die Partie startete äußerst munter. Einen Fehlpass von Hotze-Schlussmann Malte Bonertz direkt in die Füße von Marc Hetzel brachte dieser in die Mitte, wo Sascha Raich aber erfolgreich am Schuss aufs verwaiste Tor gehindert wurde. Im Gegenzug eine Schrecksekunde auf der anderen Seite: Nach einem langen Pass tauchte Marco Bernhardt frei vor Böblingens Torhüter Marijo Milcic auf, der dank eines Reflexes Sieger blieb.
“Mehr Überzeugung ins Spiel, macht klare Dinge”, rief Thomas Siegmund seiner Truppe nach einer Viertelstunde zu. Hetzel hörte auf ihn, dribbelte bis in den Sechzehner und blieb am Fuß von Julian Rubin hängen. Ein Pfiff ertönte, doch der Schiedsrichter, der mit seiner nicht allzu pingeligen Art einiges zu einem attraktiven Duell beitrug, verlagerte den Tatort für das erste Foul außerhalb des Strafraums. Gefährlich wurde es trotzdem. Daniel Knoll zwirbelte den Freistoß aufs kurze Eck, Bonertz kam gerade noch ran, Thomas Günkel schlug den durch den Fünfer trudelnden Ball rechtzeitig weg. “Wir haben es nicht geschafft, zwingende Aktionen heraufzubeschwören”, räumte der Gästetrainer ein. “Umso bitterer, dass wir solche Chancen nicht genutzt haben. Wir brauchen einfach zu viele klare Möglichkeiten, um zum Erfolg zu kommen.”
Die mangelnde Effektivität des Kontrahenten erkannte auch Zierer. Zudem lobte er die Defensivkünste seines Teams: “Wenn Böblingen durch die Mitte kam, war der Ball weg. Wenn die SVB es über außen probiert hat, kam die Kugel gleich wieder zurück.” Weil die SVB aber insgesamt länger das Spielgerät hatte, kamen immer mal wieder Gelegenheiten zustande. So zum Beispiel, als Nadir Mari André Esteves schickte und Bonertz bei dessen Pfund den Arm noch hochriss (37.), oder als Tim Kühnel von links frei durch war und der Torwart erneut stark parierte (38.). Die Platzherren probierten es nach eigenen Ballgewinnen überfallartig, doch trotz aussichtsreicher Situationen kamen sie sehr selten zum Abschluss.
“In der Pause habe ich die Mannschaft nochmal richtig angepeitscht. Sie sollte alles geben – egal, ob es für 90 Minuten reicht”, gab Zierer nochmal den Motivator. “Man hat gesehen, wie groß die Bedeutung des Spiels für Holzgerlingen war”, erkannte auch Siegmund neidlos an, der außerdem zum Aufbau seiner Mannschaft meinte: “Klar, das sieht an der einen oder anderen Stelle gut aus, aber mehr ist es halt auch nicht.”
Die Gäste hatten sogar noch Glück, dass sie bis zum Schlusspfiff immerhin auf einen Punkt hoffen durften. “Einziges Manko heute war, dass wir direkt nach dem 1:0 nicht das 2:0 nachlegen”, bemängelte Zierer die Situation in der 62. Minute. Marco Bernhardt spielte Florian Heß frei, der Daniel Tremmel vor dem leeren Gehäuse bediente, doch der Kapitän schoss zu lässig und wurde von Mari geblockt.
Ein Grund, warum die SVB eigentlich gar nicht mehr gefährlich im Strafraum auftauchte, war die Tatsache, dass Marc Hetzel und Sascha Raich, die in der ersten Hälfte noch gewirbelt hatten, nun gar nicht mehr so quirlig auftraten. Bei den überragenden David Koch und Moritz Ewald waren sie in besten Händen, zumal der nicht minder herausstechende Scott Rogers schon zuvor im Zentrum dafür sorgte, dass wenig anbrennt.
“Es hat mir riesig gefallen, wie die Jungs zusammengearbeitet haben”
Die Böblinger versuchten es in der Schlussphase auch mit der Brechstange, doch alle langen Pässen, die weiten und scharfen Einwurfflanken von Philip Kalmbach oder Standardsituationen brachten nichts Zählbares hervor. Und so konnte Zierer mit Recht ein großes Kompliment an sein Team aussprechen: “Es hat mir riesig gefallen, wie die Jungs zusammengearbeitet haben – das ist Hotze.”