Starke Viererkette und drei lichte Momente im Angriff reichen zum klaren 3:0-Heimsieg
Die SV Böblingen benötigte im Flutlicht- Derby der Fußball-Landesliga, Staffel III, gegen die SpVgg Holzgerlingen keine Glanzleistung wie zuletzt in Nagold. Gestützt auf eine sattelfeste Viererkette und den einen oder anderen lichten Moment im Angriff kam das Team zum 3:0-Erfolg.
“Jede Serie geht einmal zu Ende”, zuckte “Hotze”-Trainer Martin Oßwald mit den Schultern, war es doch für ihn als Trainer die erste Niederlage gegen Böblingen. “Positiv war die klare Leistungssteigerung in der ersten Halbzeit.” Und nach kurzem Nachdenken: “In einem Derby gegen die SVB ist das aber auch zu erwarten.”

Sein Gegenüber Thomas Siegmund schaute verständlicherweise sehr viel zufriedener drein, baute seine Mannschaft ihre Erfolgsserie doch auf 15 Punkte und 22:6 Tore aus den letzten sechs Partien aus. “Hinten stabil, vorne effektiv”, brachte er die 90 nicht unbedingt berauschenden Minuten auf den Punkt. “Auf dem ekligen Platz ist vielleicht auch nicht mehr möglich.”
Frühes 1:0 durch Tim Kühnel spielt den Böblingern in die Karten

Die Böblinger – mit Trauerflor für den am gleichen Tag beerdigten Ex-Keeper und Torwarttrainer Gerald Dalibor aufgelaufen – gingen früh in Führung. Ein Freistoß von Simon Lechleitner auf Höhe der Mittellinie wurde Richtung langer Pfosten verlängert, Tim Kühnel war dran, bugsierte den Ball Richtung Tor, wo er SpVgg-Schlussmann Malte Bonertz irgendwie durch die Hosenträger rutschte – 1:0 (4.). “Schlecht verteidigt”, haderte Oßwald schon mit der Entstehung des Freistoßes. “Das hat uns natürlich zurückgeworfen.” Dazu kalt erwischt bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts.

Auch in der 10. Minute zappelte das Runde im Eckigen. Sascha Raich drückte einen Schuss von Kühnel vollends über die Linie, doch der Unparteiische entschied zurecht auf Abseits. Raich war auch an der nächsten guten Szene der SVB beteiligt, als er aus spitzem Winkel auf den Kasten zulief. Nach einem Haken schlenzte er die Kugel in die Hände von Bonertz – ein Querpass zum mitgelaufenen Fabian Schragner wäre die bessere Wahl gewesen (24.).

Die Szenen täuschten etwas, die Gastgeber waren keineswegs klar überlegen. Trotz der Führung fehlte die Ruhe in den Aktionen. Die Holzgerlinger pressten früh, doppelten mitunter sogar ihre Gegenspieler, eroberten sich viele Bälle schon in der gegnerischen Hälfte, waren giftig und gallig, machten viele Kilometer. Allerdings kamen sie nicht so richtig in die Box, dorthin also, wo es gefährlich wird. Ohne Daniel Tremmel und Patrick Orifiamma fehlte vorne im mit Thomas Günkel besetzten Zentrum die Anhriffswucht. Oder wie es der dieswöchige Kreistipp-Tagessieger Jochen Mehl im Liveticker auf fussball.de ausdrückte: “Kein Dani, kein Tiger – wir spielen halt auch ohne Sturm.” Dennoch waren die Gäste nach einer halben Stunde drauf und dran, sich den verdienten Ausgleich zu erarbeiten. Alex Thies führte einen Freistoß schnell auf Julian Rubin aus, der auch durch gewesen wäre, allerdings im Abseits stand (30.). Kurz darauf befand sich eine Flanke auf dem Weg zu zwei Holzgerlingern am hinteren Pfosten, versprang aber und endete mit einem Handspiel (31.). Zudem verpasste Thies eine Rubin-Hereingabe im Duell mit Florian Mayer nur haarscharf (33.). Mit der Abschlussqualität haperte es einfach. Das bewiesen auch Marco Bernhardt, der einen Abpraller von knapp außerhalb des Sechzehners weit verzog (34.), und Rubin, dessen Schlenzer der neue SVB-Torwart Philip Matz unspektakulär parieren konnte (44). “Was soll man machen, wir hatten zwei Mittelfeldspieler vorne drin, dazu war Marco Bernhardt verletzt”, wusste auch Martin Oßwald, wie schwer es war, obwohl das 1:0 in dieser Phase am seidenen Faden hing. “Spielt endlich wieder Fußball”, versuchte Siegmund deshalb, seine Mannen lautstark aufzuwecken. Sah sich beim Pausengang aber auch bestätigt: “Wir wollten den Holzgerlingern mehr Spielanteile überlassen. Damit haben sie eigentlich Probleme.” Was fast aber ins Auge gegangen wäre.
Nach der Pause keine einzige gefährliche Aktion der Holzgerlinger

Der Halbzeitpfiff kam zur absoluten Unzeit für “Hotze”. Das Team kehrte zwar motiviert und viel früher als die Hausherren aus der Kabine zurück auf den Platz, aber es wirkte, als hätte jemand den Stecker bei ihnen gezogen. In der zweiten Halbzeit brachte die Sportvereinigung keinen einzigen Schuss mehr aufs Böblinger Tor. Drei Versuche gingen daneben, dazu zwei Rückpässe – kaum Gelegenheit also für Philip Matz, sich auszuzeichnen. Das Bemühen konnte man den Holzgerlingern nicht absprechen, es kam aber gegen eine fehlerfreie Böblinger Viererkette nichts dabei heraus.

Dafür genügten der SVB zwei starke Angriffe, um das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Florian Mayer trieb den Ball durchs Mittelfeld, steckte durch auf Sascha Raich, der es allein vor Malte Bonertz recht einfach hatte – 2:0 (64.). Dann leitete Daniel Knoll mit seinem Pass zu Raich das dritte Tor ein, dessen Hereingabe schob André Esteves nach einem kurzen Durcheinander ins leere Tor – 3:0 (81.). Eigentlich erst der vierte Schuss aufs “Hotze”-Tor, dreimal musste Malte Bonertz hinter sich greifen. Noch einmal Oßwald: “In der ersten Hälfte waren wir mindestens gleichwertig, nach dem 2:0 aber war das Spiel gegessen.”

SV Böblingen: Matz (1,5), Lechleitner (1,5), Kühnel (2/72. Esteves 2), Mayer (2), Knoll (2), Syla (2,5), Schragner (2), Frölich (1,5), Raich (1,5/83. Tchagbele), Sener (1,5/89. Baumeister), Dodoli (1,5). SpVgg Holzgerlingen: Bonertz (2,5), Rubin (2/82. Quaranta), Conforti (2), Thies (2/85. Rinderknecht), Bernhardt (2/72. Gauss), Günkel (2,5), Rogers (2,5/65. Heim 2,5), Koch (2,5), Klein (2), Ewald (2), Kastrati (2,5). Tore: 1:0 (4.) Kühnel, 2:0 (64.) Raich, 3:0 (81.) Esteves. Schiedsrichter: Bechtel (Renningen). Zuschauer: 300. Bewertung: 1 = starke Vorstellung, 2 = Licht und Schatten, 3 = schlechter Tag.

Quelle: Kreiszeitung Böblingen