Böblingen lässt nicht locker. Nachdem Pfullingen am Samstag mit dem 4:0 gegen Darmsheim vorlegte, zog die SVB mit dem 3:2 gegen Mühlheim nach. Der Rückstand auf den Spitzenreiter in der Fußball- Landesliga beträgt weiterhin fünf Punkte, sechs Zähler dahinter folgt Holzhausen. Und das alles drei Spieltage vor Saisonschluss.
“Ein enges Rennen”, schaute auch Trainer Thomas Siegmund gespannt auf die Tabelle. Und beim Blick aufs Restprogramm: “Pfullingen hat noch zwei gute Gegner, wirkt aber extrem gefestigt. Trotzdem können wir noch ein bisschen hoffen.” Priorität besitzt aber für ihn, “dass wir unsere Hausaufgaben machen und den zweiten Platz eintüten”. Das würde am Ende die Aufstiegsrelegation bedeuten. “Für mich immer noch eine komfortable Situation, weil wir es selbst bestimmen können, wo wir nächste Runde spielen werden.”
Gegen die weitgereisten Gäste aus dem Donautal ging’s vor allem in der Schlussphase so richtig rund. Bis dahin war’s mitunter beschaulich, eher fehlerbehaftet, aber doch mit einigen Aufregern zwischendurch. Den ersten gab’s gleich nach wenigen Sekunden: Die Böblinger hielten auf ihrer rechten Abwehrseite noch ein verspätetes Mittagsschläfchen, Max Drössel ging auf und davon – 0:1. “Ein früher Weckruf”, konstatierte Siegmund – der seiner Mannschaft auch gar nicht schadete. Nach vier Minuten überspielte Daniel Knoll mit einem Zuckerpass die komplette Mühlheimer Viererkette, Tim Kühnel drosch den Ball halbhoch in die Maschen – 1:1.
Der Start machte Appetit auf mehr, doch eine ganze Weile wurde eher Schonkost serviert. Bis zur 29. Minute: Nach einer Direktablage von Mert Kizilagil sprang der Ball einem Mühlheimer an die Hand, den fälligen Elfmeter verwandelte Sascha Raich gewohnt souverän – 2:1. So richtig einverstanden war Siegmund mit dem Spiel allerdings nicht, denn schon frühzeitig schickte er Cedric Hornung und Florian Mayer zum Aufwärmen. Kurz vor der Pause konnte er dann doch beruhigter sein. Nachdem kurz zuvor bei einem Schuss von Fabian Schragner aus spitzem Winkel nicht viel gefehlt hatte, flutschte ein Pass von André Esteves irgendwie durch die VfL-Abwehr, Semih Emirzeoglu behauptete sich gegen die langen Kerls einschließlich Torhüter Markus Gerstner – 3:1. “Eine feine Einzelaktion”, freute sich der stellvertretende Abteilungsleiter Dieter Schneider mit dem 19-Jährigen.
Nach dem Wechsel fehlten nur Zentimeter zur vorzeitigen Entscheidung, als ein Kopfball von Esteves an die Latte prallte (46.), danach schalteten die Gastgeber viel zu früh einen Gang zurück. “Uns ist es nicht mehr gelungen, die Intensität hoch zu halten”, registrierte auch Siegmund mit wachsender Sorge. Der durchgebrochene Torschütze Drössel wurde erst durch den Abseitspfiff gebremst, mit dem die Mühlheimer überhaupt nicht einverstanden waren, dann durch den im letzten Moment klärenden Philip Kalmbach, als der VfL lautstark Elfmeter forderte, ihn aber nicht bekam. Trotzdem stand’s nach 76 Minuten nur noch 3:2, als Maximilian Bell nach einem Pressschlag plötzlich alleine aufs Tor zulief und Traub überlistete.
Gäste-Coach Schutzbach legt sich mit Schiedsrichter und Trainerkollege an
Damit begann das große Zittern, auch wenn sich am Ergebnis nichts mehr änderte, wobei Tim Kühnel und Ilyas Karayel die letzten beiden Möglichkeiten der Partie hatten. “Ich bin dennoch unglaublich stolz auf meine Mannschaft”, machte VfL-Trainer Maik Schutzbach da noch einen aufgeräumten Eindruck. “Wir haben den Gegner nervös gemacht, waren mutig, besaßen viel mehr Ballbesitzphasen als beim 1:3 im Hinspiel und haben bis zum Schluss alles versucht.”
Dabei standen am Ende nur noch zehn Mühlheimer auf dem Feld. Torhüter Markus Gerstner hatte sich beim Schiedsrichter über das Einsteigen von Semih Emirzeoglu beschwert, sah dafür Gelb, wurde nochmals ermahnt, besser nichts mehr zu sagen, und antwortete darauf mit den Worten: “Dann halte ich halt meine Fresse”. Der Unparteiische bezog das auf sich und zückte Rot. “Unglaublich”, schüttelte Schutzbach, jetzt schon eher angefressen, den Kopf. “Der Markus ist seit 20 Jahren im Verein, hört nach dieser Saison auf und muss seine Karriere möglicherweise mit einem Platzverweis beenden.” Und einmal in Fahrt bekam auch noch Trainerkollege Thomas Siegmund sein Fett von ihm ab, den er ausdrücklich von den Glückwünschen an Böblingen ausnahm. “Weil er unsere Bank persönlich beleidigt hat.” Der so Gescholtene verstand die Schärfe im Ton nicht ganz, zeigte sich vor allem “überrascht von dieser Emotionalität” und ging danach lieber zur Tagesordnung über: “Wir nehmen den 3:2-Sieg gerne mit, genau das hatten wir uns nach den beiden Nullnummern davor vorgenommen.”
Auch wenn der Dreier möglicherweise teuer erkauft war. Semih Emirzeoglu humpelte angeschlagen vom Feld, Philip Kalmbach fiel bei seiner Abwehrakton gegen Drössel auf die Schulter. Und noch mehr Ausfälle – gegen Mühlheim fehlten Marc Hetzel, Daniel Fredel, Max Frölich, Dejan Djordjevic, Abdoul Goffar Tchagbele und Max Schilling – kann sich die SV Böblingen auf der Zielgeraden gar nicht erlauben.
SV Böblingen: Traub, Sener (46. Hornung), Dodoli, Kalmbach, Kühnel, Knoll, Kizilagil (79. Moreira), Emirzeoglu (83. Karayel), Schragner, Esteves (66. Mayer), Raich. Tore: 0:1 (1.) Drössel, 1:1 (4) Kühnel, 2:1 (23. Handelfmeter) Raich, 3:1 (45.) Emirzeoglu, 3:2 (76.) Bell. Schiedsrichter: Popp (Biberach). Zuschauer: 150.
Quelle: Kreiszeitung Böblingen