Allrounderin Antonella Monopoli brilliert nicht nur als Trainerin bei den Frauen der SV Böblingen
Fußball-Trainerin, Schiedsrichterin und Motorsportlerin. Antonella Monopoli von den Bezirksliga-Frauen der SV Böblingen II hat in ihrer Laufbahn schon vieles ausprobiert. Und dies immer mit viel Leidenschaft, Emotionen, einem Tick Verrücktheit und vor allem Erfolg.
“Ich bin schon etwas adrenalinverrückt”, sagt Antonella Monopoli mit einem Lachen. Die 35-Jährige hat in ihrer Karriere schon einiges ausgetestet – Fallschirmspringen, Tischtennis, Fußball oder Motorsport. Dabei wurde sie immer angetrieben von der eigenen Neugier.
So fing es auch vor 20 Jahren an, als sich ihre erste große Leidenschaft entwickelte – das Kartfahren. “Ich habe eine kurze Zeit in Italien gelebt, und mein Bruder Richard hat dort das Kartfahren als Hobby ausgeübt. Ich war damals 15 Jahre alt und immer begeistert dabei”, erinnert sich die gebürtige Heidenheimerin mit Freude. Angestachelt von Machosprüchen an der Strecke wie “Frauen können so etwas nicht” war die junge Italienerin bereit für ihren ersten Testlauf: “Ich habe schon immer viele Dinge getan, die vielleicht verrückt waren. Ich meinte damals nur: Lasst mich eine Runde fahren und präpariert ein Kart, mit dem ich starten kann. Ich war dann so gut, dass ich ins Team aufgenommen wurde.”
Beim kleinen süditalienischen Racingteam Palmisano sorgte die Teenagerin nicht nur für Jubelstürme, sondern auch für Schweißausbrüche bei allen Beteiligten. “Angst hatte ich nicht. Es war spannend, so schnell zu fahren und zu bremsen. Oft wurde mir gesagt, dass ich nicht so schnell in die Kurven fahren soll. Ich habe es damals nicht verstanden”, verrät sie. Die eigene Familie stand immer hinter ihr und hielt sie nie von dem vermeintlichen Gefahrensport ab. “Bei meinem Teamkollegen war der Vater sehr merkwürdig. Er sagte vor dem Qualifying zu seinem Sohn, er solle nicht so schnell fahren”, erinnert sie sich. Und mit einem Lächeln: “Es ist schon etwas komisch. Wie in jeder Sportart ist ein Risiko dabei. Ich habe aber nicht viele gefährliche Situation erlebt.” Ganz ohne Unfall ging es auch bei ihr nicht aus, gibt die Italienerin zu. “Ich bin schon mit 100 Sachen in eine Reifenwand gefahren. Es war aber nichts passiert”, betont die spätere Fahrlehrerin, die heute im Prozess- und Projektmanagement in der Automobilbranche tätig ist. Und ergänzt: “Da gilt es dann sofort einzusteigen und weiterzumachen, sonst fährt man die nächste Kurve nicht mehr, wie man sie fahren muss.”
Mit Hamilton, Rosberg und Co. im Rad-an-Rad-Kampf
Ähnlich rasant wie auf der Rennstrecke war auch ihr Aufstieg in der Kartszene. Auch wenn sie nach nur sieben Rennen aufgrund fehlender Sponsoren jäh gestoppt wurde. Die Leidenschaft für den Motosport ist auch heute noch ungebrochen: “Der Spritgeruch, die Lautstärke und das Geräusch der startenden Motoren – das ist ein Gefühl, das nur schwer zu beschreiben ist. Wenn man es mag, würde man es am liebsten 24 Stunden am Tag machen.” Auf ein Rennsport-Highlight blickt die ehemalige Kartfahrerin gern zurück. 1999 durfte sie bei den International Open Masters im süditalienischen Ugento gegen die heutigen Formel-1-Stars und Legenden wie Lewis Hamilton, Fernando Alonso, Robert Kubica und Nico Rosberg antreten. “Wir waren ein kleines lokales Team. Es war schon ein Unterschied zu den anderen mit ihren großen Zelten, riesigen LKWs und bis zu zehn Karts. Aber auf der Strecke hat man es nicht immer gemerkt.”Am Ende stand für die damals 15-Jährige eine sensationelle Top-5-Platzierung zu Buche. “Ich glaube, in dem Rennen bin ich Dritte oder Vierte geworden. Hamilton hat auf jeden Fall gewonnen.”
Auch nach ihrer kurzen Kart-Karriere blieb die Leidenschaft für den Motorsport ungebrochen. “Ich machte in nur drei Wochen meinen Führerschein, war Fahrlehrerin und habe so das Gefühl für das Autofahren beibehalten. In der Zwischenzeit habe ich mir überlegt, mit dem Kartsport wieder anzufangen und mir wieder ein Kart zuzulegen, um in den Seniorenrennen teilzunehmen. Der Fokus liegt aber derzeit beim Fußball”, erklärt Antonella Monopoli.
Dank der Fußball-WM 2006 zur Blitzkarriere
In den danach folgenden Jahren rückte der Sport eher in den Hintergrund. Der Job und das Geldverdienen standen an. Erst ein Schlüsselerlebnis sollte den nächsten großen Funken entfachen – die Fußball-WM 2006. “Italien wurde Weltmeister, und ich bekam Lust, wieder zu kicken. Ich habe schon als Kind mit den Jungs auf dem Bolzplatz gespielt”, schildert die heute 35-Jährige mit einem Funkeln in den Augen. “Nach der WM habe ich mich umgeschaut, wo es Frauenfußball gibt und in Mergenstadt ein Probetraining besucht. Dort wurde ich auch gleich aufgenommen. Im ersten Jahr habe ich als Mittelstürmerin in der Bezirksliga 18 Tore geschossen.” Dies alles als reine Instinktfußballerin mit schon 24 Jahren. “Von der Taktik hatte ich keine Ahnung. Ich kam vom Bolzplatz und habe versucht, das Richtige zu machen”, verrät sie. Nachdem zwei Jahre später der Aufstieg in die Landesliga geschafft wurde, zog Antonella Monopoli weiter – diesmal in die Verbandsliga. Beim SV Musbach konnte sie ihre gute Form aufgrund einiger Verletzungen nicht halten. Im Jahr 2013 folgte der Wechsel zur SV Böblingen.
Seitenwechsel – Neue Einblicke an der Pfeife
Während die heute 35-Jährige auf dem Rasen überzeugte, trieb sie schon wieder die Neugier an. “Ehrlich gesagt, habe ich nie verstanden, warum der Schiedsrichter so ist, wie er ist. Ich dachte mir, ich versuche einfach mal seine Rolle einzunehmen, um einen besseren Überblick zu bekommen. Das war aber nicht so gut, denn danach habe ich ihre Entscheidungen noch mehr kritisiert”, verrät Antonella Monopoli und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Die neuen Einblicke halfen ihr nicht nur als Spielerin, sondern sollten auch später ihren Trainerjob beeinflussen. “Umso mehr Blickwinkel man kennt, desto eher kann man Entscheidungen, die man nicht so gut findet, akzeptieren”, erläutert Monopoli ihren Perspektivwandel. Ruhiger oder weniger emotional ist sie aber trotzdem nicht geworden, wie sie selbstbewusst zugibt: “Ich bin schon sehr leidenschaftlich, nicht nur als Italienerin. Aber das ist der erste Impuls, wenn man diesen erst einmal unter Kontrolle hat, wird es besser.” Im Spiel setzt sie als Schiedsrichterin auf einen fairen Umgang auf Augenhöhe: “Im Zweifel entscheide ich immer für den Angeklagten. Das genoss ich schon als Spielerin. Ich habe vielleicht eine Ausstrahlung, bei der man sich nach dem zweiten Mal überlegt, ob man noch einmal meckern muss.” Aus Zeitgründen musste die Fußballbegeisterte ihre Schiri-Tätigkeit aber erst einmal an den Nagel hängen. Eine Rückkehr schließt Monopoli nicht aus. “Ich mache ungern viele Dinge auf einmal, weil ich es gerne richtig mache. Aber ich entscheide mich nicht für die Ewigkeit.”
Trotz Kribbeln im Fuß – Der Wechsel auf die Trainerbank
Die körperlichen Belastungen machten sich aber auch bei ihr bemerkbar. “Je älter ich wurde, desto öfters war ich verletzt. Auf dem Kunstrasen geht so etwas ganz schnell. Ich hatte bis auf einen immer Clubs, die auf Kunstrasen gespielt hatten. Jedenfalls habe ich mir oft die Bänder gerissen, Waden- und Schlüsselbein gebrochen. Da war vieles dabei”, fasst sie ihre Verletzungshistorie zusammen. “Ich habe nach einem Schlüsselbeinbruch bei der SV Böblingen gesagt: Jetzt höre ich auf!”, schildert der Fan des 1. FC Heidenheim nachdenklich ihr Karriereende mit 33. “Wie ich aufgehört habe, hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich wusste zwar, es ist so, aber mit der Art und Weise war ich nicht glücklich.” Aus der Not machte Monopoli eine Tugend. Die Ex-Stürmerin stellte sich weiter in den Dienst der Mannschaft und schaute sich die Konkurrenten an. “Ich habe geschaut, wie der Gegner spielt, wer die Schlüsselspielerinnen sind und wie wir gegen sie in der Vergangenheit aufgetreten sind. Ich merkte aber schnell, dass es mir nicht gefällt, auf dem Sportplatz zu sein und nicht zu spielen. Daher habe ich einen Cut gemacht und wollte von Fußball nichts mehr wissen”, erklärt sie diese schwierige Phase.
Nach nur einem Jahr sollte die selbst auferlegte Pause wieder beendet sein. Ende 2018 kam die SV Böblingen, in Person von Miriam Schreiber, Trainerin der ersten Frauenmannschaft, sowie Leiterin Evelyn “Teddy” Klumpp, wieder auf ihre frühere Spielerin zu und bot ihr die vakante Position als Trainerin der zweiten Mannschaft an. Eine schwierige Entscheidung für Monopoli: “Inwieweit macht es Sinn? Und bin ich schon bereit dazu? Es muss auch die Bereitschaft da sein, drei- bis viermal in der Woche, wenn es blöd läuft, im Regen zu stehen. Und das alles ehrenamtlich.” Erst einmal bis Ende der Rückrunde hat sie ihr Wort gegeben, inzwischen macht sie bereits ihren Trainerschein.
Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Wie lange es mit dem Fußball weitergehen wird? Einen großen Traum hat sie noch. “Also, ich weiß nicht, ob ich es wirklich machen werde, aber fliegen wäre auch ganz geil”, sagt sie nach längerem Überlegen. Und liefert die Begründung gleich mit: “Ich habe schon beim Fallschirmspringen das Gefühl genossen, fliegen zu können. Das ist unglaublich.” Noch müssen sich aber die Fußballfans keine Sorgen machen, wie Monopoli ausdrücklich betont: “Vielleicht passiert es irgendwann, aber es kann auch sein, dass mich der Fußball so fesselt, dass ich dabei bleibe.” Eines ist sicher: Bei allem, was sie macht, ist sie mit großen Emotionen, voller Leidenschaft und einer großen Portion Neugier dabei.
Quelle: – krzbb.de – Autor: Von Christian von Ahsen –