Bitterböse zweite Halbzeit für die SV Böblingen im Spitzenspiel der Fußball-Landesliga, Staffel III, gegen Tabellenführer VfL Pfullingen. Mit dem 0:3 wurde sie deutlich unter Wert geschlagen.
“Wir liegen jetzt sechs Punkte hinter den Pfullingern, haben ein Spiel weniger, das wir erst noch gewinnen müssen. Platz eins können wir aus eigener Kraft nicht mehr erreichen, das ist Fakt”, war Trainer Thomas Siegmund die Enttäuschung anzumerken. Dazu hat 5:0-Sieger Holzhausen als Dritter aufgeschlossen. “Wir dürfen uns also nicht mehr viel erlauben”, so Siegmund mit Blick auf die anstehenden Spiele in Gärtringen und gegen Bösingen.

Die Rahmenbedingungen stimmten: keine Bundesliga zur gleichen Zeit, tolles Wetter, viele Zuschauer (sogar so viele, dass zwischendurch die Roten Würste auf dem Grill ausgingen) – nur über den Austragungsort ließ sich trefflich streiten. Der Kunstrasen ist längst nicht so komfortabel für die Besucher, Platz zwei neben dem großen Stadion war dafür tückisch für die Spieler. “Wir berauben uns unserer eigenen Stärken”, stellte Daniel Fredel mit Blick auf den holprigen Untergrund fest. Eine Mannschaft wie Böblingen setzt vor allem auf gepflegtes Kurzpassspiel. Wenn der Gegner darauf aber mit einem unangenehmen Pressing antwortet, im Mittelfeld entschlossen nachrückt und die Räume eng macht, dazu die Kugel immer wieder verspringt, bevor sie am Fuß klebt, gehen viele Bälle bereits in der Spieleröffnung verloren. Sich darauf einzustellen, das Mittelfeld zu übergehen und es eher schlicht mit weiten Diagonalpässen auf schnelle Angreifer zu versuchen, gelang der SVB nur unzureichend.

Trotzdem waren die Gastgeber zur Pause klarer Punktsieger. “Pfullingen hatte in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torschuss”, stellte Thomas Siegmund fest. Seine Mannschaft tauchte zwar auch nicht oft vor dem Kasten des Tabellenführers auf, war aber deutlich gefährlicher. Das Chancenverhältnis deshalb nach 45 Minuten: ganz eindeutig 4:0 für die SVB. Nach 22 Minuten nahm Kapitän Fabian Schragner, der wieder auf der für ihn ungewohnten Rolle zwischen Mittelfeld und Sturmspitze hin- und herpendelte, einen Abpraller blank, doch sein Schuss, der vermutlich gepasst hätte, wurde gerade noch zur Ecke abgewehrt. Ein Kopfball des freistehenden Sascha Raich nach einem Freistoß zählte gar nicht zu diesen Möglichkeiten, weil der Linienrichter die Fahne oben hatte.
Beim 0:1 in der 54. Minute läuft einfach alles gegen die SV Böblingen

Dafür verarbeitete wieder Raich eine Flanke von Cedric Hornung sauber, ließ einen Gegenspieler damit ins Leere laufen, hatte im Sechzehner freie Schussbahn, zielte aber zu hoch. Dazu kamen zwei ganz gefährliche Freistöße aus rund 18 Metern: Den ersten zirkelte Daniel Knoll, der lange abwartete, an die Latte, beim zweiten von Max Frölich machte sich VfL-Keeper Tim Becker ganz lang.

Auch der Start in die zweite Hälfte war verheißungsvoll, Youngster Alban Dodoli sollte für noch mehr Angriffsschwung sorgen. Doch dann diese verhängnisvolle 54. Minute, in der sich alles gegen Böblingen verschworen hatte: “Ausgangspunkt war ein Freistoß von uns an der Grundlinie”, hatte Thomas Siegmund die Szene noch genau vor Augen, “und da haben wir die falsche Entscheidung getroffen.” Der Klärungsversuch von Philip Kalmbach wurde zur unfreiwilligen Rückgabe für Torhüter Dominik Traub, der nahm den Ball nicht in die Hand, sondern schlug ihn Richtung Seitenaus, dort entschied der Linienrichter nicht auf Einwurf, sondern Ecke, die durch den Fünfmeterraum segelte, wo Traub zu spät kam, dafür der bullige Kevin Schneider heranstürmte – 0:1.

Böblingen brauchte lange, um sich davon zu erholen. In der 73. Minute behinderten sich Sascha Raich und Alban Dodoli bei einer gefährlichen Flanke von Dejan Djorjevic gegenseitig, was irgendwie bezeichnend war für diese zweite Hälfte, die in die völlig verkehrte Richtung laufen sollte. Ein Doppelschlag brachte die Entscheidung. Nach einem Abwehrversuch der Pfullinger hatte plötzlich VfL-Torjäger Dominik Früh, der zuvor weitgehend abgemeldet war, freie Bahn – 0:2. Und 180 Sekunden später überlistete Kevin Haussmann mit einem Freistoß aus dem Halbfeld, fast von der Seitenlinie aus, den mit einer Flanke rechnenden und gar nicht reagierenden Traub – 0:3.

“In der ersten Halbzeit haben wir sehr guten Fußball gezeigt”, brachte Trainer Thomas Siegmund die Partie auf den Punkt. “Danach waren wir nicht mehr zwingend genug, während Pfullingen es vor allem bei den Standards besser gemacht hat als wir. In einem Spiel, das so auf des Messers Schneide steht, kann das den Ausschlag geben.”

SV Böblingen: Traub, Kalmbach, Fredel, Knoll, Kizilagil, Tchagbele (51. Djordjevic), Hornung (74. Kühnel), Schragner, Frölich, Esteves (46. Dodoli), Raich. Tore: 0:1 (54.) Schneider, 0:2 (78.) Früh, 0:3 (81.) Haussmann. Schiedsrichter: Röbbeling (Max-Eyth-See). Zuschauer: 350.

Quelle : Kreiszeitung Böblingen