Fußball: Anstatt bei der U19-Europameisterschaft verbringt Bundesligaspielerin Greta Stegemann den Sommer zuhause in Böblingen. Lange Zeit zum Ausruhen hat die 19-jährige Nationalspielerin jedoch nicht. Nächste Woche geht beim SC Freiburg die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit wieder los.
BÖBLINGEN. Erst Ungewissheit, dann Geisterspiele. Für Fußballerin Greta Stegemann vom SC Freiburg waren die vergangenen Monate eine nervenaufreibende Zeit. Momentan genießt die Böblingerin noch ihre Sommerpause in der Heimat und wartet gespannt darauf, wie es in den kommenden Monaten weitergeht.
Als vor einigen Monaten der Spielbetrieb sämtlicher Sportarten komplett heruntergefahren worden war, herrschte auch bei den Bundesliga-Frauen des SC Freiburg große Ungewissheit. “Wir hatten keine Ahnung, ob der Spielbetrieb weitergehen wird oder nicht”, erinnert sich Greta Stegemann. Da die Möglichkeit einer Wiederaufnahme jedoch immer noch bestand, mussten sich die Spielerinnen ohne geregelten Trainingsbetrieb regelmäßig fit halten. Sich eigenständig und ohne Gewissheit für das Sprint- und Krafttraining zu motivieren, sei ihr in dieser Zeit nicht immer leicht gefallen. “Aber spätestens als wir wussten, dass es weitergeht, war die Motivation wieder da”, meint die 19-Jährige. Auch die Freude innerhalb der Mannschaft sei groß gewesen, als man endlich wieder gemeinsam trainieren durfte.
Kein Torjubel erlaubt, keine Zuschauer im Stadion gestattet
Von Normalität konnte jedoch immer noch nicht die Rede sein. So habe das Training anfangs nur in Kleingruppen und unter einem strengen Hygiene- und Abstandskonzept stattfinden können. “Man durfte nicht in die Kabinen und musste direkt von zu Hause mit dem Auto ins Training kommen und wieder zurückfahren”, erklärt Greta Stegemann. Während der Spiele seien die Sicherheitsmaßnahmen ebenfalls verschärft worden. In den Kabinen herrschte eine Abstandsregelung, und wer während der Partie auf der Bank saß, musste eine Maske tragen. “Vor dem ersten Spiel musste auch die ganze Mannschaft eine Woche in Quarantäne”, schildert Greta Stegemann. “Da waren wir dann alle in Einzelzimmern im Hotel, das war schon irgendwie komisch.”
Ebenso seltsam habe sich auch die Geisterspielsituation angefühlt. Statt den rund 1000 Zuschauern, die im Stadion normalerweise für Stimmung sorgen, herrschte auf den Plätzen auf einmal gähnende Leere. “Plötzlich haben wir die Anweisungen der Trainer viel klarer gehört”, schmunzelt die rechte Außenverteidigerin. “Und es war schon seltsam, dass bei einem Tor kein Jubel kam.” Normalerweise besuchen Greta Stegemanns Eltern fast jedes Spiel ihrer Tochter, was durch die Sicherheitsvorkehrungen auch nicht mehr möglich war. Einsam hat sich Greta Stegemann aber trotzdem nicht gefühlt – schließlich wohnt sie zusammen mit ein paar Mitspielerinnen in einer Wohngemeinschaft. “Und ich konnte die trainingsfreie Zeit ein bisschen nutzen, um mal zu lesen oder was für die Uni zu machen”, grinst Greta Stegemann. “Dinge, die normalerweise ein bisschen zu kurz kommen.”
Neben ihrer Fußball-Karriere studiert die Böblingerin Jura, um sich ein zweites Standbein aufzubauen. Damit hat sie zwar nicht gerade den einfachsten Studiengang gewählt, doch trotzdem liegt ihr Fokus nach wie vor auf dem Fußball. “Ich belege in Jura nicht ganz so viele Kurse wie meine Kommilitonen und strecke das Studium ein bisschen”, räumt Stegemann ein. Normalerweise komme es da auch häufig zu Überschneidungen von Vorlesungen und Trainingseinheiten. “Aber dadurch, dass dieses Semester online stattfindet, ging es diesmal eigentlich ganz gut.”
Nicht nur für Greta Stegemanns Uni-Karriere, sondern auch für den SC Freiburg hatte die Corona-Pause auch etwas Positives. Nachdem die Saison zunächst schleppend begonnen hatte, schöpfte die Mannschaft in der Zwangspause nämlich neue Kraft und Energie. Vier von sechs Spielen konnte der Sportclub schließlich noch für sich verbuchen und fand sich am Ende auf dem siebten Tabellenplatz wieder. “Nach der Corona-Pause hatten wir einfach alle die Motivation, die Saison jetzt noch gut zu Ende zu spielen”, sagt Greta Stegemann. Zudem habe sich der Zusammenhalt innerhalb des Teams durch die ungewohnte Situation verstärkt. “Durch die Regeln nehmen wir jetzt alle mehr Rücksicht und achten aufeinander, was auf jeden Fall etwas Positives ist.”
Während es in der Bundesliga also noch zu einem guten Abschluss gekommen ist, hatte die deutsche Nationalmannschaft, zu der auch Greta Stegemann gehört, weniger Glück. Eigentlich hätte 2020 die Europameisterschaft stattfinden sollen. Diese wurde jedoch abgesagt. Für die Böblingerin wäre es das letzte Jahr bei den U19-Juniorinnen gewesen. “Dadurch ist es natürlich doppelt bitter”, bedauert sie. “Die EM ist ein Turnier, auf das man sich schon Monate vorher freut.” Ob und wann diese nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Die Stimmung im Team ist ebenfalls geknickt. “Wir hatten ja schon mit Vorbereitungen und Lehrgängen begonnen, deshalb sind alle ziemlich traurig.” Den Kontakt halten sie innerhalb der Mannschaft trotzdem aufrecht, zumindest virtuell.
Nach diesen anstrengenden Wochen hat Greta Stegemann die Sommerpause im heimischen Böblingen richtig genossen. Am Donnerstagabend schaute sie zum Beispiel bei ihrem Heimatverein im Jugendtraining der SV Böblingen vorbei. “Es ist schön, mal wieder zuhause zu sein. Ich genieße vor allem die Zeit mit der Familie und den Freunden.” Am ersten September-Wochenende soll die neue Saison in der Bundesliga losgehen. An diesem Wochenende fährt sie deshalb schon zurück nach Freiburg. Die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt.
Quelle: krzbb.de Von Jenny Schwartz
Artikel vom 18. Juli 2020 – 16:54