Bis zur 44. Minute war die SV Böblingen in der Fußball-Landesliga, Staffel III, auf dem allerbesten Weg, erstmals seit dem 16. September 2016 gegen ihren Angstgegner FC Gärtringen wieder zu gewinnen, musste sich aber nach drei haarsträubenden Fehlern mit 1:3 geschlagen geben.
Nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten konnte die Stimmung in beiden Lagern unterschiedlicher kaum sein. “Wie viele Chancen der Gegner braucht für einen Treffer – und wie viele wir”, trauerte Böblingens Trainer Thomas Siegmund den verpassten Möglichkeiten nach. “Wir belohnen uns derzeit einfach nicht.” Sein Gegenüber Hanjo Kemmler hingegen war heilfroh: “Böblingen hätte bis zu unserem Ausgleich kurz vor dem Seitenwechsel das eine oder andere Tor mehr machen können, dann wäre die Partie vorzeitig entschieden gewesen.” Und schnaufte gleich noch einmal tief durch: “Dafür haben wir diesmal aus wenig viel gemacht.” Damit beendeten seine Schützlinge eine Durststrecke von 136 Tagen ohne Sieg, konnten außerdem ein Abrutschen in Richtung Abstiegszone verhindern.
Da auch Holzhausen patzt, ist Böblingen weiterhin Zweiter

“Mir ist egal, wie die Tabelle aussieht”, war es derweil Thomas Siegmund zunächst schnuppe, dass der Dritte Holzhausen ebenfalls leer ausging. “Wir haben zwei wichtige Spiele nacheinander verloren, das macht keinen Spaß.” Der Rückstand auf die führenden Pfullinger ist auf neun Punkte angewachsen, aber wenigstens wurde Platz zwei verteidigt.

“Das war viel zu verhalten, nicht mutig genug”, zeigte sich Hanjo Kemmler ganz und gar nicht einverstanden, wie seine Rumpftruppe versuchte, mit angezogener und ziemlich schnell festsitzender Handbremse zum Erfolg zu kommen. Die Böblinger kreierten viele Möglichkeiten, wenngleich sie die nötige Entschlossenheit und das Durchsetzungsvermögen vor dem gegnerischen Gehäuse vermissen ließen, wo zunächst FCG-Torhüter Fabian Seydt gegen Tim Kühnel (2. Minute) klärte, ehe Kapitän Timo Theurer einen Versuch von Daniel Knoll (7.) im letzten Moment aus dem Fünfmeterraum beförderte. Bei Kemmler (“wir sind nicht präsent”) platzte langsam aber sicher der Geduldsfaden, ihn wurmte es, dass sein Team nur durch Einzelaktionen für Entlastung sorgte und das Böblinger Kollektiv erst am eigenen Sechzehner stoppen konnte. Nach 27 Minuten verhinderte wieder Theurer gegen Sascha Raich das 0:1, 120 Sekunden später war der ehemalige Gärtringer aber doch erfolgreich. “Er wollte den Ball wegschlagen, traf Fabian Schragner aber am Fuß”, machte der Gärtringer Trainer dem Verursacher des Strafstoßes, der zum 0:1 führte, Nicolai Dittrich, keinen Vorwurf. Seydt ahnte zwar die Ecke, gegen den platzierten Versuch von Raich war aber kein Kraut gewachsen.

Die Gäste beschränkten sich in der Folge darauf, das Geschehen zu kontrollieren anstatt entscheidend nachzusetzen. Mit Folgen. “Wir machen einen Fehler, und der führt gleich zum Gegentreffer”, haderte Siegmund eine Minute vor dem Seitenwechsel, als Philip Kalmbach patzte. Julian Borgia stellte mit dem mehr als glücklichen Ausgleich für Gärtringen die Uhren wieder auf Null. “In der Halbzeit habe ich erst einmal Dampf abgelassen”, konnte Kemmler auch der Ausgleich nicht nur angesichts des Eckenverhältnisses von 0:8 kaum versöhnlich stimmen. Dafür aber die zweite Hälfte. “Das Engagement war wesentlich besser”, stellte er zufrieden fest.

Nach 52 Minuten unterlief den Gästen der nächste spielentscheidende Fehler. Der eben erst eingewechselte Timo Heinemann spielte fast ungehindert einen blitzgescheiten Pass, Maikel Boric hatte freie Bahn, der herausstürmende Marjio Milcic kam zu spät – 2:1. Damit war den Gästen für lange Zeit der Stecker gezogen, sie konnten sich zweimal bei Milcic bedanken, der gegen Borgia (55./59.) bravourös den dritten FCG-Treffer verhinderte, dass die Partie nicht vorzeitig gelaufen war. So sehr sich die SVB auch mühte, sie brachte kein Bein mehr auf den holprigen Gärtringer Rasen. Auch als sie in der Schlussphase die Brechstange auspackte, sprang nichts Zwingendes mehr heraus.

Anders auf der Gegenseite. Nach einem Abschlag von Fabian Seydt waren sich gleich drei Böblinger im Mittelkreis uneinig, Maikel Boric drehte den Gästen sieben Minuten vor Ultimo mit seinem zweiten Treffer endgültig eine lange Nase – 3:1. “Definitiv unser Matchwinner, er hat die Chancen optimal verwertet”, strahlte Hanjo Kemmler. “Wir werden daran arbeiten”, stellte Thomas Siegmund abschließend zerknirscht fest, meinte damit sowohl die individuellen Fehler als auch das Ausnutzen der Tormöglichkeiten.

FC Gärtringen: Seydt (2), Borgia (2/88. Delice), Saku (2,5/48. Heinemann 1,5), Theurer (1,5), Önal (2), Tropsch (2/78. Buscaglia), Boric (1), Horny (2/90.+3 Freetage), Dittrich (2,5), Ramadani (2). SV Böblingen: Milcic (2), Sener (2,5/66. Emirzeoglu 2), Dodoli (1,5), Kalmbach (2,5), Fredel (2), Kühnel (2,5/58. Esteves 2,5), Knoll (2), Hornung (2/66. Tachbele 3), Schragner (2), Frölich (2), Raich (2). Tore: 0:1 (29. Foulelfmeter) Raich, 1:1 (44.) Borgia, 2:1 (53.) Boric, 3:1 (83.) Boric. Schiedsrichter: Lämmle (Waiblingen). Zuschauer: 250. Bewertung: 1 = starke Vorstellung, 2 = Licht und Schatten, 3 = schlechter Tag.

Quelle: Kreiszeitung Böblingen