Drei Tore des 34-jährigen Routiniers wie beim 4:1-Sieg des TSV Ehningen gegen seinen Ex-Klub SV Böblingen kommen selten bis nie vor
Timo Paetzold konnte sich nicht erinnern, wann – oder ob – ihm das schon mal gelun- gen war: Drei Tore in einem Spiel, das kam in der Karriere des 34-Jährigen vom TSV Eh- ningen bisher wohl noch nie vor. Und dann passiert es ausgerechnet gegen seinen Ex- Verein, die alte Liebe SV Böblingen, beim 4:1-Sieg in der Fußball-Landesliga, Staffel III.
“Manchmal läuft’s einfach”, schüttelte Timo Paetzold nach seinem Dreierpack selbst ungläubig und bescheiden den Kopf. “Gegen jeden anderen Gegner wäre es mir normal lieber gewesen. Aber natürlich super, dass wir gewonnen haben.” Ehningens Ex-Abteilungsleiter Marco Saile staunte am Spielfeldrand nicht schlecht: “Mensch, der macht sich ja seinen eigenen Kreistipp kaputt.” Ein 1:1 hatte der Routinier als Gasttipper prognostiziert, ohne seinen nicht ganz lupenreinen Hattrick wäre es zumindest rechnerisch auch so ausgegangen.

Und wenn es schon um Hätte, Wäre und Wenn geht: Eine der entscheidenden Szenen ereignete sich schon nach einer guten Viertelstunde. Böblingens Alban Dodoli drang nach weitem Pass von Endrit Syla in den Sechzehner ein, legte den Ball an TSV-Schlussmann Mustafa Görkem vorbei und kam im Laufduell mit Andrei Ulici zu Fall. Die Pfeife blieb stumm, die SVB forderte Elfmeter. “Wenn er schon vor dem Gegner läuft und dann hinfällt, kann man das schwer anders sehen”, meinte Trainer Thomas Siegmund. Sein Gegenüber George Berberoglu tat es trotzdem: “Ein ganz normaler Zweikampf, er stellt halt den Körper rein, zu wenig für einen Elfmeter.” Wie auch immer man die schwer zu bewertende Szene wahrnahm, “das war einer der Schlüsselmomente”, erkannte Ehningens Coach Javier Klug. “Statt 0:1 steht es 1:0 für uns.”

Denn während sich die Gäste noch aufregten, bekam Valmir Mustafa im Sechzehner den Ball, konnte ihn sich sogar noch auf seinen starken linken Fuß legen, um ihn dann in die Maschen zu jagen (16.). “Wir sind halt mehr damit beschäftigt, zu diskutieren statt zurückzulaufen”, ärgerte sich Siegmund über die miese Zuordnung. Neun Zeigerumdrehungen lag auch der zweite Treffer in der Luft. Mustafa hatte Tayfun Sener auf der Außenbahn vernascht, sein Versuch wurde vor die Füße von Kaan Toprak geklärt, dessen Schuss die Böblinger wiederum vor der Linie wegschlugen. Kurz darauf war es doch soweit. Zwei Ecken in Folge bekam die SVB nicht richtig vor dem eigenen Kasten weg, Marcel Berberoglu durfte ein drittes Mal unbedrängt flanken und fand den Kopf von Timo Paetzold, der zum 2:0 am langen Pfosten einnickte (26.). Und die Sportvereinigung? Wenn es gefährlich wurde, dann meist über die rechte Seite von Alban Dodoli, heraus sprang nichts. Auch die Hausherren ließen es jetzt etwas langsamer angehen, vor allem die verletzungsbedingte Auswechslung des engagierten Kaan Toprak nahm neben der 2-Tore-Führung etwas den Schwung. Nichtsdestotrotz hatte George Berberoglu Recht, als er sagte: “Wir waren in der ersten Halbzeit klar besser im Spiel. Dafür hat der Gegner in den ersten 20 Minuten der zweiten richtig stark gespielt, und wir haben in den Zweikämpfen geschlafen.” Die logische Konsequenz: erst in unnötiges Foul von Fabian Fais, daraus resultierend der Anschlusstreffer, als Endrit Syla den fälligen Freistoß auf den langen Pfosten zog und dieser noch über die Haarspitzen von Simon Lechleitner in die Maschen rutschte (50.).
Bei einem Freistoß von Endrit Syla liegt der 2:2-Ausgleich in der Luft

Bei einem (regelwidrig?) geblockten Schuss von Dodoli (51.) lag gar der Ausgleich in der Luft, erst recht beim Freistoß von Syla ans Lattenkreuz (66.), “aber wir haben eben zum richtigen Zeitpunkt gestochen”, nickte Berberoglu. Den Freistoß von Marcel Berberoglu köpfte Paetzold zum 3:1 rein (70.). “Wir haben die Standards zu fahrlässig verteidigt”, monierte Siegmund. “Ehningen hat Effizienz bewiesen.” Was vier Minuten später mit dem 4:1 von Paetzold, als das Auswärtsteam einen weiteren Freistoß nicht weg bekam, erst recht stimmte. Das war die Vorentscheidung, Ehningen verstärkte zudem das Mittelfeldzentrum, die SVB kam außer bei ruhenden Bällen zu keinen Chancen.

“Wir dürfen nicht vergessen, dass Böblingen Qualität hat”, lobte George Berberoglu sein Team für “geile 90 Minuten”, während Thomas Siegmund fair einräumte: “Das Ergebnis war verdient. In unserer Situation summieren sich einfach zu viele Punkte. Wir haben gerade nicht das Set-up, um konkurrenzfähig zu sein.” So einen wie Timo Paetzold könnte er gerade sicherlich gut gebrauchen. Dessen Dreierpack kommentierte Javier Klug mit einem altbekannten Spruch: “Das sind einfach schöne Geschichten, die nur der Fußball schreibt.”

TSV Ehningen: Görkem (2), Krause (2), Ulici (2), G. Berberoglu (2), M. Berberoglu (1,5), Mustafa (2/71. Mücke), Toprak (1,5/34. Kibar 3), Kizilagil (2), Paetzold (1), F. Fais (2/59. C. Fais 2), Cetin (2,5/77. Öztürk).

SV Böblingen: Henne (2,5), Lechleitner (2), Kühnel (3/66. Tchagbele 3), Mayer (3), Knoll (2), Syla (2), Schragner (3), Frölich (2), Esteves (3/77. Baumeister), Sener (2,5), Dodoli (2).

Tore: 1:0 (16.) Mustafa, 2:0 (26.) Paetzold, 2:1 (50.) Syla, 3:1 (70.) Paetzold, 4:1 (74.) Paetzold.

Schiedsrichter: Prigan.

Zuschauer: 300.

Bewertung: 1 = starke Vorstellung, 2 = Licht und Schatten, 3 = schlechter Tag.

Quelle:Kreiszeitung Böblingen